Under the viral shadow
Viral Geographies
Online Talk | Sybille Neumeyer, Karolina Żyniewicz
Sie können dem Livestream hier folgen: https://youtu.be/Z0RxMeUvq5M
Die Veranstaltung findet im Rahmen unseres aktuellen Projekts Under the Viral Shadow statt und stellt Fragen zur Biopolitik unseres gegenwärtigen Pandemie-Zeitalters. Wir haben die beiden Künstlerinnen Sybille Neumeyer und Karolina Żyniewicz eingeladen, um über ihre künstlerische Forschung zum Thema Virus im Allgemeinen sowie über die Auswirkungen der aktuellen Pandemie auf ihre künstlerische Praxis zu sprechen.
Sybille Neumeyer wird über Voicing encounters – a narrative cartography of virus reflektieren, das im Dialog mit Expert:innen und Wissenschaftler:innen für „KOEXISTENZ“, Museum für Naturkunde Berlin, 2019, im Rahmen von „Contagious Cities“ des Wellcome Trust entwickelt wurde. Der künstlerische Spaziergang kombiniert kollektives Lesen, nicht-lineares Erzählen und psychogeografische Erkundungen der Stadt. Durch die Einführung des Konzepts des polyphonen (Hi)Storytelling ergründet die Künstlerin transformative Erzählungen, antizipatorische Erinnerung und spekulative Welterkundung. Die nicht-lineare Kartierung von Ereignissen und Symbiosen, Interdependenzen, Kontaktzonen und Koexistenz wirft eine öko-logische Perspektive auf Viren und stellt vorherrschende Paradigmen von Krankheitserregern und Pandemien in Frage. Durch die Erweiterung der Perspektiven unterdrückter Minderheiten, die in der westlichen Geschichtsschreibung unterdrückt werden, sowie durch das Aufspüren der Rolle nicht-menschlicher Akteur:innen im Pandemiegeschehen wurden die Teilnehmer:innen zu einer kritischen „Lektüre“ und einer differenzierten Reflexion historischer, kultureller, medizinischer und sozialer Ereignisse eingeladen: Welche (Hi)stories sickern in die Zukunft? Wer erzählt, und was bleibt unerzählt? Wie weit hallt unser Gedächtnis nach? Wer ist „wir“? Und wo endet eine Karte?
Karolina Żyniewicz wird darüber sprechen, wie sich ihre Praxis und die Coronavirus-Pandemie in dieser Zeit entwickelt haben. Es scheint derzeit fast schon unangebracht, das Thema der Pandemie und des Coronavirus noch zu diskutieren. Jede:r scheint müde davon und will vergessen, dass ein winziger, für unser bloßes Auge unsichtbarer Erreger – ein Virus – uns an unsere gegenseitige Abhängigkeit, Körperlichkeit, Verkörperung und Verletzlichkeit erinnert hat. Wie viele Wissenschaftler:innen und Künstler:innen hatte auch Karolina Żyniewicz Zweifel an einer sofortigen Reaktion auf das Coronavirus. Während der Pandemie war sie eine der Teilnehmerinnen des Biofriction-Projekts, das ihr die Möglichkeit bot, mit Sci-Fi-Ethnographie zu arbeiten. Außerdem inspirierte sie die Teilnahme an den Treffen von Viral Culture. Bio Art and Society zu einem Text mit dem Titel „Living in The Panopticon – who/what is watching you while you think you are alone?“. Bei dieser Veranstaltung wird Karolina auch ihr aktuelles bio-soziologisches Experiment Signs of the times vorstellen, das auf dem Sammeln von biologischen Spuren und Erinnerungen und individuellen Geschichten basiert und in Zukunft analysiert und präsentiert werden wird.
Sybille Neumeyer ist eine unabhängige Künstlerin mit Schwerpunkt auf nichtmenschlichen Ökologien und Umweltfragen. Ihre Projekte basieren auf Kollaborationen und Dialogen mit einer Vielzahl von Wissensträger:innen. Sybille Neumeyer verleiht nicht-menschlichen Akteur:innen eine Stimme und verstärkt stumme Themen, während sie die Zusammenhänge zwischen dem Verlust der biokulturellen Vielfalt, der Klimakrise und der Gesundheit des Planeten durch Arbeiten in verschiedenen Medien, Installationen und partizipativen Formaten untersucht. Ihre Projekte werden von Institutionen und Künstler:innenresidenzen wie der Akademie Schloss Solitude, HIAP, ARCUS Project, Wellcome Trust, ZKM, IASS Potsdam u.a. unterstützt und ihre Arbeiten in internationalen Ausstellungen gezeigt. Sybille ist Mitglied von interdisziplinären Forschungskollektiven wie „textîles“ und „collection <> ecologies“ und derzeit Stipendiatin an der Jan van Eyck Akademie, NL.
www.sybilleneumeyer.com
Karolina Żyniewicz ist Künstlerin (2009 Abschluss an der Akademie der Schönen Künste in Łódź, Fachbereich Bildende Kunst) und Forscherin, Doktorandin (Transdisziplinäres Doktorand:innenprogramm Natur-Kultur an der Fakultät Artes Liberales der Universität Warschau). Durch ihre Arbeit im Labor (haupts. am Institut für Genetik und Biotechnologie der Fakultät für Biologie der Universität Warschau) verortet Żyniewicz ihre Werke im Bereich der Biokunst, obwohl sie versucht, diesen Begriff zu vermeiden. Sie sieht ihre grenzüberschreitende Tätigkeit als situierte Wissensproduktion. Sie beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Leben in seinem weiten Verständnis (seiner biologischen und kulturellen Bedeutung). Ihre Projekte haben meist konzeptionellen, kritischen Charakter. Das Hauptaugenmerk ihrer Doktorarbeit liegt auf den vielschichtigen Beziehungen, die bei der Durchführung von Grenzprojekten entstehen. Ihre Beobachtungen als Künstlerin und Forscherin (als liminales Wesen) stehen im Kontext der Wissenschafts- und Technologiestudien (STS), der Akteur-Netzwerk-Theorie von Bruno Latour und der feministischen Geisteswissenschaften.
www.karolinazyniewicz.com