PERMEABLE BODIES

Art Laboratory Berlin lädt Sie zu einer live gestreamten Reading Group Session am 27. Mai 2023 von 14 bis 16 Uhr ein. Diese Veranstaltung ist die letzte Veranstaltung der Reading Group ECTOGENESIS, die sich vier Wochen online getroffen hatte.

Im Rahmen unserer neuen Reihe PERMEABLE BODIES startet Art Laboratory Berlin eine Reihe von Online-Lesegruppen in Verbindung mit dem Projekt UNBORN0x9, das in der Ausstellung Matter of Flux gezeigt wird. UNBORN0x9 wurde von Shu Lea Cheang und Ewen Chardronnet in Zusammenarbeit mit Future Baby Production initiiert und reflektiert die technologisch-wissenschaftlichen Entwicklungen in der Geburtsmedizin, ihre sozialen, kulturellen, philosophischen und zukünftigen Implikationen und bietet einen künstlerischen Blick auf die Forschung im Entstehunsgprozess. Im Zeitraum 2021-2022 war UNBORN0x9 Teil der EU-Plattform ART4MED.eu, die sich auf einen methodischen Rahmen konzentriert, der die Zusammenarbeit zwischen Künstler:innen, Gesundheits- und Biomedizinforscher:innen fördert. Die Online-Lesegruppe zielt darauf ab, einen grenzüberschreitenden Wissensaustausch zu ermöglichen – über Nationen, Rassen, Geschlechter, reale und virtuelle Grenzen hinweg. Für die Studien zu drei spezifischen Themen – Ultraschall, Ektogenese, Leihmutterschaft – umfasst die Online-Webplattform Lesematerialien, Co-Writing-Pads und Online-Chats als mehrere Schnittstellen. Die von einer/ einem LEITERIN mit 10 registrierten LESER:INNEN geleitete Online-Lesegruppe zielt auf vertiefte Forschung/ Studien ab und möchte die öffentliche Debatte über diese Themen anregen.

Die erste Online-Lesegruppe mit dem Schwerpunkt Ektogenese wird am 27. April 2023 für die Dauer von einem Monat starten und mit einer öffentlichen Veranstaltung (online und vor Ort) am 27. Mai 2023 enden. Wir haben Dr. Elizabeth Chloe Romanis als Leiterin der Ektogenese-Lesegruppe eingeladen.

Webplattform für die Lesegruppe:
UNBORN0x9, http://unborn0x9.labomedia.org

Dr Elizabeth Chloe Romanis

Fellow in Residence | Edmond and Lily Safra Center for Ethics und Petrie-Flom Center for Health Law Policy, Biotechnology and Bioethics an der Harvard Law School | Harvard University | Cambridge MA Assistenzprofessorin für Biorecht | Durham Law School | Großbritannien

Von September 2022 bis Juni 2022 ist Chloe Romanis als Fellowship-in-Residence am Edmond and Lily Safra Center for Ethics und am Petrie-Flom Center for Health Law Policy, Biotechnology and Bioethics (Harvard Law) an der Harvard University. Chloe Romanis ist Assistenzprofessorin für Biorecht an der Durham Law School in Großbritannien. Chloe hat einen erstklassigen LLB-Abschluss (Hons) in Rechtswissenschaften und einen LLM-Abschluss mit Auszeichnung in Ethik und Recht des Gesundheitswesens, beide von der University of Manchester, UK. Im September 2020 schloss sie ihre vom Wellcome Trust finanzierte Promotion in Bioethik und medizinischer Rechtsprechung an der Universität Manchester ohne Korrekturen ab. Während ihrer Promotion studierte sie außerdem Reproduktions- und Sexualgesundheitsrecht als International Graduate Student an der University of Toronto, Kanada. Im Jahr 2020 wurde Chloe mit der University of Manchester Distinguished Achievement Medal for Postgraduate Researcher of the Year (FHUMS) ausgezeichnet.

Chloe forscht in den Bereichen Gesundheitsrecht und Bioethik mit besonderem Interesse an Reproduktion und Körper (Abtreibung, Schwangerschaft und Geburt). Chloe hat mehr als 30 von Expert:innen begutachtete Artikel über Reproduktion und Reproduktionstechnologien in führenden Fachzeitschriften für Recht, Ethik und Medizin veröffentlicht (Co-Autorin und Alleinautorin). Sie ist insbesondere als führende Expertin für künstliche Gebärmütter/Plazenta bekannt – in ihrer Doktorarbeit untersuchte sie, wie sich die Technologie der künstlichen Gebärmutter auf das Recht auswirken wird, das den Beginn des Lebens und die Geburt, den Schwangerschaftsabbruch und die experimentelle Behandlung in der neonatalen Intensivpflege definiert. Ihre Arbeit über die begriffliche Unterscheidung zwischen Ektogenese und neonataler Intensivpflege ist ein wichtiger Bezugspunkt für das Verständnis der Ektogenese. Derzeit schreibt sie ein Buch über Ektogenese und andere Technologien für Oxford University Press, das 2024 erscheinen wird.

Elizabeth Chloe Romanis:
@ECRomanis
@DurhamLawSchool @DurhamCELLS @DurhamGLAD
@HarvardEthics @PetrieFlom

Zur Ectogenese

Es ist heute fast unmöglich, in der Presse über Ektogenese (Schwangerschaft außerhalb des Körpers) zu lesen, ohne dabei auf die künstlichen Gebärmütter der „Brütereien“ in Aldous Huxleys Roman Brave New World (1932) zu verweisen. Der aktuelle technologische Kontext geht jedoch weit über den technisch-wissenschaftlichen Kontext und die ethische Debatte hinaus, die Huxley vor 80 Jahren dazu veranlasste, seinen Roman zu schreiben. Da die partielle Ektogenese höchstwahrscheinlich in den nächsten zehn Jahren zur Anwendung kommen wird (um Frühgeburten zu retten), ist es dringend notwendig, die verschiedenen ethischen Herausforderungen zu erörtern, die mit dem Wachstum eines Embryos und dann eines Fötus außerhalb des Körpers einer Person verbunden sind, die bei der Geburt als weiblich eingestuft wird. Die partielle Ektogenese verändert die Art und Weise, wie wir die lebendgebärende Schwangerschaft, wie wir sie kennen, verstehen, aber auch den Status des menschlichen Lebens, das ganz oder teilweise außerhalb des menschlichen Körpers heranwächst: Weder ein Fötus noch ein Neugeborenes (das Romanis als „Gestateling“ bezeichnet) ist ein ungeborenes menschliches Wesen zwischen 0 und 9 Monaten. Die zahlreichen jüngsten technowissenschaftlichen Entwicklungen – perinatale Lebenserhaltungssysteme, KI-Trächtigkeitsüberwachung und KI-Plazenta, Fötustransplantation usw. – die in diesem Jahrzehnt zu einer Demokratisierung der Ektogenese führen könnten, werfen zahlreiche Fragen auf: die Möglichkeit, das Leben von Frühgeborenen oder von Schwangeren mit Risikoschwangerschaften zu retten; die wirtschaftlichen Klassenunterschiede, die durch die Kosten der ektotechnologischen Geräte/ „künstlichen Gebärmütter“ verursacht werden, je nachdem, wer Zugang zu der Technologie hat, um entweder die Dauer der Schwangerschaft zu verkürzen oder sogar dafür zu sorgen, dass man überhaupt nicht schwanger sein muss, um Eltern zu werden. Es gibt noch weitere komplexe Fragen – was bedeutet das Ende der Beziehung zwischen Eltern und Kind, wie wird die Gesellschaft auf eine Schwangerschaft außerhalb des Körpers reagieren: Es gibt eine komplexe rechtliche Beziehung zwischen Abtreibung und Technologie, die durch die Ektogenese noch weiter beeinflusst würde. Eine Schwangerschaft außerhalb des Körpers, ob teilweise oder vollständig, bietet auch die Möglichkeit, die Art und Weise, wie wir über Geschlecht und Fortpflanzung denken, zu verändern und die Fortpflanzungserfahrungen für LGBTQ+-Personen zu verbessern. Es gibt jedoch auch Bedenken, dass dies zu einer Kommerzialisierung der Schwangerschaft und zu einer Überwachung des schwangeren Körpers führen könnte. Diese Lesegruppe erforscht diese Komplexität.

Relevante Literatur

https://jme.bmj.com/content/44/11/751.abstract

https://academic.oup.com/medlaw/article-abstract/28/1/93/5510054

https://academic.oup.com/jlb/article-abstract/7/1/lsaa059/5918485

https://jme.bmj.com/content/47/12/820.abstract

UNBORN0x9, http://unborn0x9.labomedia.org
Matter of Flux,  Art Laboratory Berlin, 26. Mai – 9. Juli 2023

Die 1. Lesegruppe zu ECTOGENESIS ist für den 27. April – 27. Mai 2023 geplant.

Die 2. Lesegruppe zum Thema ULTRASOUND ist für den 15. Juni bis 15. Juli 2023 geplant.

Die 3. Lesegruppe zu SURROGACY (Leihmutterschaft) ist für den 16. Oktober – 18. November 2023 geplant.


Weitere OPEN CALLs for LESER:INNEN für die beiden anderen Lesegruppen werden in Kürze bekannt gegeben.