PERMEABLE BODIES
Reading Group UNBORN0x9
Live-Performance (online) | Reading Group ULTRASOUND, mit Julie Roberts
Art Laboratory Berlin lädt Sie zu einer live online Reading Group Session am 15. Juli 2023 von 18 bis 20 Uhr ein. Diese Veranstaltung ist die letzte Veranstaltung der Reading Group ULTRASOUND, die sich vier Wochen online getroffen hatte.
Im Rahmen unserer neuen Reihe PERMEABLE BODIES bietet Art Laboratory Berlin eine Reihe von Online-Lesegruppen in Verbindung mit dem Projekt UNBORN0x9 an, das in der Ausstellung Matter of Flux gezeigt wird. UNBORN0x9 wurde von Shu Lea Cheang und Ewen Chardronnet in Zusammenarbeit mit Future Baby Production initiiert und reflektiert die technologisch-wissenschaftlichen Entwicklungen in der Geburtsmedizin, ihre sozialen, kulturellen, philosophischen und zukünftigen Implikationen und bietet einen künstlerischen Blick auf die Forschung im Entstehunsgprozess. Im Zeitraum 2021-2022 war UNBORN0x9 Teil der EU-Plattform ART4MED.eu, die sich auf einen methodischen Rahmen konzentriert, der die Zusammenarbeit zwischen Künstler:innen, Gesundheits- und Biomedizinforscher:innen fördert. Die Online-Lesegruppe zielt darauf ab, einen grenzüberschreitenden Wissensaustausch zu ermöglichen – über Nationen, Rassen, Geschlechter, reale und virtuelle Grenzen hinweg. Für die Studien zu drei spezifischen Themen – Ektogenese, Ultraschall, Leihmutterschaft – umfasst die Online-Webplattform Lesematerialien, Co-Writing-Pads und Online-Chats als mehrere Schnittstellen. Die von einer/ einem LEITERIN mit 10 registrierten LESER:INNEN geleitete Online-Lesegruppe zielt auf vertiefte Forschung/ Studien ab und möchte die öffentliche Debatte über diese Themen anregen.
Die zweite Online-Lesegruppe mit dem Schwerpunkt Ultrasound wird am 15. Juni 2023 für die Dauer von einem Monat starten und mit einer öffentlichen Veranstaltung (online) am 15. Juli 2023 enden. Wir haben Dr. Julie Roberts als Leiterin der Ultrasound-Lesegruppe eingeladen.
Webplattform für die Lesegruppe:
UNBORN0x9, http://unborn0x9.labomedia.org
Dr Julie Roberts
Dr. Julie Roberts ist eine feministische, interdisziplinäre Wissenschaftlerin mit Interessen in den Bereichen Reproduktionspolitik, Erfahrungen in der Mutterschaftsbetreuung und visuelle Darstellungen von Schwangerschaft und Geburt. Sie ist Senior Research Fellow bei der Maternal Health and Wellbeing Research Group, School of Health Sciences, University of Nottingham, UK und Autorin von „The Visualised Foetus: A Cultural and Political Analysis of Ultrasound Imagery“ (Ashgate 2012; neu aufgelegt bei Routledge 2017).
Über Ultrasound
Ultraschall ist eine Technologie, die ursprünglich in Sonargeräten für die U-Boot-Kriegsführung entwickelt und Anfang der 1960er Jahre in die Geburtshilfe eingeführt wurde. Seitdem ist sie sowohl zur medizinischen Routine geworden als auch zu einer Ikone der Öffentlichkeit. Die unscharfen Schwarz-Weiß-Bilder in 2D sind immer schärfer geworden, und der 3/4D-Ultraschall liefert zunehmend realistische, bewegte Bilder. Da die Größe der für die Erstellung von Ultraschallbildern erforderlichen Geräte abgenommen hat, ist die Tragbarkeit und Erschwinglichkeit gestiegen, so dass der Ultraschall in neue geografische Gebiete und neue Märkte vordringen konnte. In den letzten Jahren hat ein neuer technologischer Durchbruch die Ultraschallbildgebung auf Smartphones gebracht. Der Einsatz universeller, ultraportabler Ultraschallbildgebung wurde als „Echo-Stethoskopie“ bezeichnet. Mehrere Unternehmen (Phillips, Butterfly IQ, Clarius Mobile Health) und Open-Source-Community-Projekte (Echopen) konkurrieren auf diesem neuen Markt.
Ultraschall hat jedoch eine biopolitische Dimension, die eng mit komplexen sozialen Bedingungen und bioethischen Fragen verknüpft ist. Feministische Wissenschaftlerinnen haben argumentiert, dass der Ultraschall durch die neue Sichtbarkeit des Fötus das mütterliche Subjekt auslöscht. In dieser Lesegruppe werden wir sowohl die Freuden als auch die Gefahren des Ultraschalls für Frauen, Gebärende und Familien betrachten. Wir werden die Verbindungen zwischen Medizin und Familienleben, zwischen öffentlichen Bildern des Fötus und dem persönlichen Leben, die Rolle des Ultraschalls bei der Schaffung sozialer Verbindungen zwischen Menschen und die visualisierte Plazenta als materielle Verbindung zwischen Mutter und Fötus betrachten.
Relevante Literatur
Allgemein
*Roberts, J. (2012) The Visualised Foetus: A Cultural and Political Analysis of Ultrasound Imagery. First chapter freely available online via Routledge. https://www.book2look.com/embed/9781317012542
Weiterführend
Haraway, Donna J. “The Virtual Speculum in the New World Order.” Feminist Review, no. 55 (1997): 22–72. http://www.jstor.org/stable/1395786.
Lupton, D. (2013) The Social Worlds of the Unborn. Basingstoke: Palgrave Macmillan.
Mitchell LM (2001) Baby’s First Picture: Ultrasound and the Politics of Fetal Subjects. Toronto: University of Toronto Press.
Petchesky RP (1987) Foetal images: The power of visual culture in the politics of reproduction. In: Stanworth M (ed.) Reproductive Technologies: Gender, Motherhood and Medicine. Cambridge and Oxford: Polity Press in association with Basil Blackwell, 57–80.
- ‘A picture of me that I’m not in’
*Lehner, S. (1996) My womb, the mosh pit. Women & Performance: A Journal of Feminist Theory 9:1: 175-185. DOI: 10.1080/07407709608571257
Weiterführend
Henwood, F. (2001) In/different screening: contesting medical knowledge in an antenatal setting. In Henwood, F., Kennedy, H. and Miller, N. Cyborg Lives? Women’s technobiographies. York: Raw Nerve Books, pp. 37-50.
Beynon-Jones, S. M. (2015) Re-Visioning ultrasound through women’s accounts of pre-abortion care in England. Gender & Society 29(5): 694-715.
- Imag(in)ing new identities
*Roberts, J., Griffiths, F., and Verran, A. (2015) ‘Seeing the baby, doing family: commercial ultrasound as family practice?’ Sociology 51(3): 527-542. https://doi.org/10.1177/0038038515591945
Weiterführend
Lie, M., Graham, R., Robson, S. C. and Griffiths, P. D. (2018) “He looks gorgeous” – iuMR images and the transforming of foetal and parental identities. Sociology of Health and Illness 41(2): 360-377.
Roberts, J. (2012) The Visualised Foetus chapter 5
Sandelowski, M. (1994) Separate but less unequal: Fetal ultrasonography and the transformation of expectant mother/fatherhood. Gender & Society 8(2): 230-245.
- Placental interchanges
*Palmer, J. [JR1] 2009. The Placental Body in 4D: Everyday Practices of Non-Diagnostic Sonography. Feminist Review 93: 64-80. https://doi.org/10.1057/fr.2009.24
Weiterführend
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Kroløkke, C. and Dickinson, E. (2018) The placenta economy: From trashed to treasured bio-products. European Journal of Women’s Studies 25(2): 138-153.
Lappé and Hein (2022) The temporal politics of placenta epigenetics: Bodies, environments and time. Body & Society Online first https://doi.org/10.1177/1357034X211068883
Maher, J. (2002) Visibly Pregnant: Toward a placental body. Feminist Review 72: 95-107.
- Commercialising ultrasound
*Roberts J (2012) ‘Wakey wakey baby’: Narrating four-dimensional bonding scans. Sociology of Health & Illness 34(2): 299–314. DOI: 10.1111/j.1467-9566.2011.01345.x
Or Visualised Foetus chapter 6
[JR1] Dieser Text ist von Julie Roberts – publiziert unter ihrem früheren Namen.
Die 1. Lesegruppe zu ECTOGENESIS ist für den 27. April – 27. Mai 2023 geplant.
Die 2. Lesegruppe zum Thema ULTRASOUND ist für den 15. Juni bis 15. Juli 2023 geplant.
Die 3. Lesegruppe zu SURROGACY (Leihmutterschaft) ist für den 16. Oktober – 18. November 2023 geplant.