Nonhuman Subjectivities
Living Systems | Aquatic Systems Seminar
Robertina Šebjanič, Kat Austen, Regine Rapp und Christian de Lutz
Das gleichzeitige Ausstellungsprojekt Nonhuman Subjectivities: Aural Aquatic Presence von Robertina Šebjanič erforscht künstlerisch das Zusammenspiel und die Interkommunikation zwischen Tier und Maschine mit Fokus auf die aquatische Umwelt. Besonders wichtig ist hier Šebjaničs aktuelles Projekt Subaquatic / Aquatocene sound scape aus dem Jahr 2016, das das Phänomen der vom Menschen verursachten Unterwasser-Lärmverschmutzung in den Meeren und Ozeanen untersucht. In den letzten Jahren hat Šebjanic eine Reihe von Aufnahmen mit Hydrophonen produziert. Aus diesem Archiv präsentiert sie in der Ausstellung eine Klangarbeit, die sich mit dem Phänomen der menschlichen Geräuschverschmutzung auseinandersetzt. Unterwasserlärm wirkt sich auf eine große Anzahl von marinen Lebensformen aus, die zum Überleben auf die subaquatische Schallumgebung angewiesen sind.
In diesem Seminar möchten wir Sie dazu einladen, diese und andere Aspekte über künstlerische und wissenschaftliche Methoden zur Interspezies-Empathie und zur menschlich-nicht-menschlichen Gemeinschaft theoretisch zu erkunden.
Regine Rapp
Art and Object-Oriented Perception. Reflecting Living Systems in Contemporary Art
Ausgehend von der Konzept- und Ausstellungsreihe Nichtmenschliche Subjektivitäten wird die Präsentation verschiedene Künstler und ihr spezifisches künstlerisches Interesse an nichtmenschlichen Agenten theoretisch reflektieren. Es werden unterschiedliche künstlerische Strategien vorgestellt, um die vielfältigen ästhetischen Zugänge zum Phänomen der objektorientierten Wahrnehmung zu diskutieren. Ob narrative Strategien, ästhetische Strategien der Immersion, der Brückenschlag zwischen medizinhistorischen Phänomenen und Genderfragen oder die Verbindung von wissenschaftlicher Labor- und Kunstpraxis – die Vielfalt künstlerischer Herangehensweisen an das Nichtmenschliche ist eine Herausforderung. Der counter-linguistic turn sowie das Konzept der kooperativen Handlungen können als nützliche theoretische Grundlage innerhalb der Debatte dienen..
Die in Berlin lebende Kunsthistorikerin Regine Rapp kuratiert und erforscht zeitgenössische Kunst an der Schnittstelle von Kunst & Wissenschaft sowie das Phänomen Kunst & Raum. Sie ist Mitbegründerin von Art Laboratory Berlin im Jahr 2006, das sie seit 2009 gemeinsam mit Christian de Lutz leitet und kuratiert. Ausstellungs- und Forschungsthemen: Zeit & Technologie, Synästhesie, Makro/Mikrobiologien und die Künste. Aktuelle Publikation: Art and the Biological Sublime in the 21st Century (2015).
Robertina Šebjanič
Subjectivity and the Aquatocene
Die wesentlichen Ziele der audiovisuellen Performance Aurelia 1+Hz / proto viva sonification (2015) sind die Erforschung der Phänomene der Interspezies-Kommunikation, der Sonifikation der Umwelt und der Unterwasser-Akustik/ Bioakustik. Ihre neue Installation Subaquatic / Aquato-cene sound scape (2016) reflektiert über das Eintauchen in die akustische Unterwasserumgebung und die dort durch menschliche Anwesenheit erzeugte Klang- und Geräuschverschmutzung. Das Projekt erforscht die Beziehung zwischen Klang, Natur und Gesellschaft und regt dazu an, den Einfluss des Menschen auf den (Unter-)Wasserlebensraum zu überdenken sowie eine sichere Klangumgebung für die in den Ozeanen und Meeren lebenden Tiere zu schaffen und zu erhalten.
Die in Ljubljana lebende Robertina Šebjanič ist eine Intermedia-Künstlerin, deren Arbeiten sich mit den Beziehungen zwischen Kunst, Wissenschaft und Technologie auseinandersetzen. In den letzten Jahren hat sie sich besonders auf lebende Systeme konzentriert. Ihre künstlerischen Erkundungsprozesse resultieren in audiovisuellen Performances und Klangkunst sowie in komplexen versenkbaren Konfigurationen/Installationen .http://robertina.net/
Kat Austen
Experiments in Interspecies Empathy: The Coral Empathy Device
Wir haben viel mit der Koralle gemeinsam. Sie baut Schutzbauten, um sich selbst zu schützen, und lebt in Symbiose mit Mikroorganismen, die ihr – wie unser Mikrobiom – beim Überleben helfen. Die Koralle wirkt wie ein Steward für viele andere Meeresbewohner, indem sie den Algen, mit denen sie in Symbiose lebt, ein Zuhause bietet und Riffe schafft, die zu den artenreichsten Ökosystemen auf dem Planeten gehören. Kat wird ihre Arbeit The Coral Empathy Device (2016) im Kontext der Erforschung der Empathie zwischen den Spezies durch künstlerische Untersuchungen der Meeresumwelt und der menschlichen Wahrnehmung diskutieren. Auf der Grundlage eines Ansatzes, der mehrere Wissensbereiche zusammenführt, wird Kat Austen sowohl den konzeptionellen Ansatz als auch ihre Methodik bei der Recherche und Schaffung eines Stücks erläutern, das das Publikum physisch herausfordert, um eine gelebte Erfahrung zu machen, die Mensch-in-Luft und Koralle-im-Wasser verbindet.
Kat Austen ist eine Abfolge von Erfahrungen und eine Ansammlung von Bestrebungen. Sie ist auch eine Person. Sie schafft Kunstwerke und Erfahrungen, die multiples Wissen, Grenzen und Autorität in einem Umweltkontext erforschen. Sie hat ein Atelier in Berlin und lehrt am University College London’s Arts and Sciences BASc, ist Artist in Residence an der UCL’s Faculty of Maths and Physical Sciences und Teil des London Creative Network. https://www.katausten.com/
.
Moderiert von Christian de Lutz
Christian de Lutz, ursprünglich aus New York und heute in Berlin ansässig, ist Künstler und Kurator. Seine Kunstwerke beschäftigen sich mit sozialen, politischen und kulturellen Themen, mit einem Schwerpunkt auf Wissenschaft, Technologie, Migration und kulturellen Grenzbereichen. Er ist Mitbegründer von Art Laboratory Berlin im Jahr 2006 und leitet und kuratiert Art Laboratory Berlin zusammen mit Regine Rapp seit 2009. Ausstellungs- und Forschungsthemen der letzten Jahre: Zeit & Technologie, Synästhesie, Makro/Mikrobiologien und die Künste. Aktuelle Publikation: Art and the Biological Sublime in the 21st Century (2015).