Nonhuman Agents
ill-at-ease seep
Sarah Hermanutz
In ihrem Vortrag wird die Künstlerin Sarah Hermanutz die Beziehung zwischen Mensch und Feuchtgebiet diskutieren, ein längerfristig angelegtes Projekt ihrer künstlerischen Forschung. Feuchtgebiete sind eines der biologisch vielfältigsten und wichtigsten Ökosysteme für das Leben auf der Erde, im vergangenen Jahrhundert hat jedoch die Menschheit über 50% von ihnen zerstört. Die Künstlerin wird unsere historischen und gegenwärtigen Beziehungen zu diesen Milieus untersuchen, einschließlich der Tropen und Vorurteile, die sie marginalisiert haben und ihre kontinuierliche Entwässerung und Zerstörung rechtfertigen. Sensorische und ästhetische Erfahrungen von Feuchtgebieten, die für den Menschen als unangenehm empfunden werden können, sind essenziell für die Wiedereingliederung von Menschen innerhalb dieser ökologischen Gemeinschaften.
Die westliche Welt verbindet Feuchtgebiete mit Krankheit und Verfall, sowohl physisch als auch moralisch. Beispiele aus Kunst, Literatur und Populärkultur zeigen Angst und Schrecken dieser Randzonen und verknüpfen sie mit einem körperlichen „Anderssein“, das auch auf Queer, Behinderungen, Fremdheit / Fremdes und das „monströs Weibliche“ übertragen wird. Diese unbändigen Körper werden sowohl physisch als auch kulturell unterdrückt – zugunsten puristischer Vorstellungen von Sauberkeit, Gesundheit, Stabilität und optimierten ökonomisch produktiven Systemen. Großräumige Entwässerungsprojekte wurden als große Meisterleistungen des menschlichen Ingenieurwesens angesehen und wandelten „Ödlande“ in klar definierte Zonen von Wasser und Land um, die für die anthropozentrische landwirtschaftliche und städtische Nutzung als nützlich angesehen wurden.
Hermanutz schlägt vor, die Stadtökologie Berlins als Stadt auf den Flussauen und ehemaligen Feuchtgebieten zu überdenken. Die Sehenswürdigkeiten, Geräusche, Texturen, Geschmäcker und Gerüche dieser Ökologie wurden förmlich an den Rand Berlins verbannt, aber sie sickern weiterhin durch. Der Vortrag ist ein Angebot, sich mit Feuchtgebieten zu verbinden und sensorisch zu engagieren, sowie ihr Potenzial, unsere defensiven Grenzen zwischen Wasser / Land, Selbst / Anderem, Lebendem / Nichtlebendem und Mensch / Nichtmensch zu hinterfragen.
Sarah Hermanutz arbeitet als bildende Künstlerin an den Schnittstellen von Performance, Technologie und Ökologie. Ihre Skulpturen, Installationen und Performance-Experimente beschäftigen sich mit Feuchtgebieten, amphibischen Wesen und den Mysterien der sozialen Kognition. Sie arbeitet häufig mit Tänzern, Musikern und dem Publikum zusammen, um die komplexen und oft unausgesprochenen sozialen Annahmen zwischen Geist und Körpern von Zuschauern, Performern und ‚Requisiten‘ (sowohl menschliche als auch nichtmenschliche) zu erforschen. Ihre künstlerische Forschung realisiert sie in Berlin im Lacuna Lab, einem 2015 von ihr mitbegründeten Kunst- und Technologiekollektiv, und in der Abteilung für Media Arts der Bauhaus-Universität Weimar. Ihre Performances und Projekte wurden in Europa, den USA und Kanada präsentiert.
http://sarahhermanutz.com/