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Synaesthesia / 4

Translating, Correcting, Archiving

Eva-Maria Bolz | Ditte Lyngkær Pedersen | Andy Holtin

Eva-Maria Bolz: Die Innere Monitor, 2013

Ditte Lyngkær Pedersen: Why Is Green a Red Word?, Video, 2003 – 2013. Foto: Tim Deussen

Andy Holtin: Connections, Videostill, 2013

Synaesthesia/ 4: Translating, Correcting, Archiving präsentiert die Arbeiten von Eva-Maria Bolz, Ditte Lyngkær Pedersen und Andy Holtin. Die Ausstellung widmet sich ausgewählten künstlerischen Strategien zur Dekodierung des Phänomens der Synästhesie. Es ist bezeichnend, dass alle drei Künstler unterschiedliche Formen der synästhetischen Wahrnehmung erleben.

Der Begriff „Synästhesie“, aus dem griechischen „Aisthesis“ („Empfindung”, „Sinneseindruck“)

und „syn“ („zusammen“, „gemeinsam“), meint die Erfahrung zweier oder mehrerer Sinneseindrücke zur selben Zeit. In den meisten Fällen handelt es sich um eine visuelle Empfindung, evoziert durch auditive Impulse. In der zeitgenössischen Kunst ist in der letzten Zeit ein auffallend starkes Interesse für gekoppelte Sinneswahrnehmungen zu erkennen. Dies ist nichtverwunderlich: Unser gegenwärtiges alltägliches Leben hat in den letzten Jahren mehr und mehr multimediale und multisensorische Verfahrensweisen evoziert (man denke nur an die neuesten Technologien im Bereich der Kommunikation)

Eva-Maria Bolz: Der Innere Monitor, 2013

Eva-Maria Bolz: Der Innere Monitor, 2013

Eva-Maria Bolz: Der Innere Monitor, Booklet, 2013

Die Berliner Künstlerin Eva-Maria Bolz widmet sich der Erforschung der Beziehung von Farbe, Text und Wahrnehmung. Durch ihre individuelle Form der graphemischen Synästhesie empfindet sie eine unveränderliche Assoziation von Farben zu Zahlen, Buchstaben. Wahrnehmung wird zu einem Filter, durch den Buchstaben, Worte – der Text an sich – in Farben übersetzt und aus einer Menge allgemein bekannter Zeichen in eine Nachricht verwandelt wird, die nur von einer bestimmten synästhetischen Empfindung erfasst werden kann. Das Projekt Der Innere Monitor folgt ihrer Wahrnehmung, dass Farben und Buchstaben einen bestimmten Code bilden, durch den ein Text in Farbstreifen übersetzt werden kann. Die Künstlerin verwendet gezielt Texte, die intensive Farbbeschreibungen enthalten, wie etwa Oscar Wildes Die Rose und die Nachtigall. Zur Ausstellung präsentiert Bolz fünf ausgewählte Texte als große Farbtafeln, die ihr Künstlerbuch genauer dokumentiert.

Ditte Lyngkær Pedersen: Why Is Green a Red Word?, Video, 2003 – 2013. Foto: Tim Deussen

Ditte Lyngkær Pedersen: Why Is Green a Red Word?, Video, 2003 – 2013. Foto: Tim Deussen

Ditte Lyngkær Pedersen: Why Is Green a Red Word?, Video, 2003 – 2013. Foto: Tim Deussen

Ditte Lyngkær Pedersen: Why Is Green a Red Word?,Künstlerbuch, 2013. Foto: Tim Deussen

Die Künstlerin Ditte Lyngkær Pedersen, hat seit 2003 ein umfangreiches Videoarchiv mit Interviews zur multisensorischen Wahrnehmung von Synästhetikern angelegt, die die Erfahrungen Einzelner dokumentieren und zugleich die unüberbrückbare Kluft zwischen dem individuellen Themengebiet und dem Publikum deutlich machen. Ihr Projekt Why Is Green a Red Word? präsentiert Interviews mit Synästhetikern und Wissenschaftlern, des weiteren werden konzeptuelle Videoarbeiten wie What the Hell does Purgatory Look Like? gezeigt. Eine Serie von Zeichnungen visualisiert die räumliche Vorstellung von Zahlen unterschiedlicher Synästhetiker. Zur Ausstellungseröffnung erscheint das Künstlerbuch Why Is Green a Red Word? von Ditte Lyngkær Pedersen, von Kenan Darwich grafisch gestaltet.

Andy Holtin: Connections, Video, 2013

Andy Holtin: Corrections, Videostill, 2009

Andy Holtin verfügt über eine graphemisch-synästhetische Wahrnehmung, verbunden mit einer bestimmten Assoziation von Farben zu Nummern. Er sieht Zahlen in bestimmten Farben, überdies noch variiert durch eine partielle Rot-Grün-Blindheit, die nur bestimmte Nuancen betrifft. In seinem Video Corrections (2009) sieht man, wie eine Hand verschiedene Zahlen auf Fotografien von Hinweistafeln und Namensschildern durch Kolorierung erweitert. Corrections demonstriert die Lücke zwischen dem Gegenstand und dessen subjektiv sinnlicher Wahrnehmung ebenso wie die persönlichen Eindrücke des Künstlers selbst. Durch das schnellere Abspielen der Aufnahme erscheint der Akt des Kolorierens grotesk und die Handlung der malenden Hand bekommt darüber hinaus etwas Slapstick-artiges. In seinem Video Connections (2013) untersucht der Künstler die Schwierigkeit, der er begegnet, wenn Objekte eine bestimmte Farbe haben und diese sich mit der farblich wahrgenommenen Nummer treffen. Entsprechend seiner synästhetischen Wahrnehmung empfindet Holtin das als Verknüpfung.

Synästhesie – eine theoretische Einführung (.pdf)

Presse Feedback

gallerytalk.net, 14 July 2013, Zahlen malen und Farben hören – ”Synaesthesia / 4: Translating, Correcting, Archiving” im Art Laboratory Berlin, by Martina John

tageszeitung(taz) 9 July 2013, Definitiv eine pink Sieben, by Catarina von Wedemeyer

Berliner Zeitung, 9 July 2013, Drei plus Zwei = Grün, Ortrun Schütz, Interview with Eva-Maria Bolz

artsHub, 3. Juli 2013, Artist’s brain: the advantage of synaesthesia, von Deborah Stone


Ort

Art Laboratory Berlin
Prinzenallee 34, 13359 Berlin

Datum und Öffnungszeiten

Vernissage: 31.Mai 2013, 8 PM
1. Juni – 21. Juli, 2013

Kuratiert von

Regine Rapp & Christian de Lutz

Team

Regine Rapp, Christian de Lutz, Olga Shmakova, Anastasia Shavlokhova, Chiara Cartuccia, Chiara Massari,

Fotodokumentation

Tim Deussen and Art Laboratory Berlin

Medienpartner

Unterstützt von

The Danish Arts Council

Unser 2015 Programm wurde zu einem Großteil durch eine Spende von Michael Schröder möglich gemacht

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