Controlling_Connectivity
Ten Years After
Artists Talk | Gretta Louw, Igor Štromajer
Im Rahmen von Vorspiel | transmediale 2022 begrüßt Art Laboratory Berlin Sie zu einem Gespräch mit Gretta Louw und Igor Štromajer, auf der Grundlage von Louws radikaler 10-tägiger Online-Performance bei ALB im Jahr 2011.
Im November 2011 realisierte die Künstlerin Gretta Louw ihr Performance Controlling_Connectivity, eine 240-stündige Dauer-Online-Intervention, in der sie sich – im abgedunkelten, verschlossenen Galerieraum von Art Laboratory Berlin – rund um die Uhr für Kontakte über das Internet zur Verfügung stellte. In dieser zehntägigen Online-Performance untersuchte Louw die Allgegenwärtigkeit von internetbasierten sozialen Netzwerken und die Verpflichtung sowie die Möglichkeit zur ständigen Verbindung mit diesen Plattformen als Paradigma für eine schwerwiegende und systematische Störung normaler, gesellschaftlich akzeptierter Lebensmuster und zwischenmenschlicher Interaktionen. Während und nach der Performance bereitete Gretta Louw die Ausstellung Controlling_Connectivity vor (die erste unserer Reihe Time & Technology 2011-12) und konzipierte kurz darauf das Künstlerbuch Controlling_Connectivity. Während der Performance hat sich der Netzkunst-Pionier und Online-Performance-Künstler Igor Štromajer über Twitter eingeschalten. Im Laufe der Performance begannen die beiden Künstler:in, die unterschiedlichen Generationen der digitalen Kunst angehören, einen faszinierenden Dialog über die Art und die Grenzen des Aufbaus von Online-Beziehungen.
Die Themen, die hier erstmals erörtert wurden, haben in den letzten zehn Jahren und insbesondere in den letzten zwei Jahren besonders an Bedeutung gewonnen. Damals, im Jahr 2011, drehte sich der Diskurs über soziale Medien und die zunehmende Präsenz des Internets in allen Aspekten unseres Lebens hauptsächlich um die Dichotomie, das Digitale entweder zu verteufeln oder zu vergöttern. „Jetzt, ein Jahrzehnt später, befinden wir uns in der Zeit nach Snowden, nach Cambridge Analytica, nach Gamer Gate, nach Trump und Brexit, inmitten einer anhaltenden globalen Pandemie, die dazu führt, dass viele von uns den Großteil ihrer Zeit online verbringen“, bemerkt Gretta Louw. „Und mit der Explosion der neuronalen Netze scheint es, als ob sich diese tiefe Ambivalenz gegenüber den digitalen Medien regelrecht verfestigt hat. Sie werden vielleicht nicht mehr als Segen oder Fluch gesehen, je nach Standpunkt, sondern als Segen UND Fluch.“ (Gretta Louw)
Im Januar 2012 sprach Gretta in der ALB-Podiumsdiskussion Current Art Practices on Time and Technology zusammen mit Igor Štromajer und dem Künstlerduo plan b (Sophia New und Daniel Belasco Rogers). Im Januar 2022 – zehn Jahre später – haben wir Gretta und Igor erneut eingeladen, über Online-Performance, virtuelle Welten und ihre früheren und aktuellen Arbeiten zu sprechen.