Controlling_Connectivity
Performance
Gretta Louw
In vielerlei Hinsicht ist die Teilnahme an den sozialen Online-Netzwerken, die heutzutage das soziale Miteinander zu einem bestimmten Teil ausmachen, nicht mehr eine Sache der Wahl, da der Verzicht auf Teilnahme in manchen Gesellschaftsschichten zur Marginalisierung und sozialer Isolierung führt. Unsere Entscheidung, an Online-Netzwerken teilzunehmen, spielt des Öfteren auch eine entscheidende Rolle bei der Bestimmung des professionellen Erfolgs. Die Frage ist jedoch, welche Auswirkungen unser wachsendes Vertrauen in die Online-Kommunikation auf unser Leben, unsere Kultur und Gesellschaft hat.
Mit der Möglichkeit der Konnektivität und des grenzenlosen Zugangs zu Informationen geht auch die Verpflichtung der Verfügbarkeit einher, Informationen zu empfangen und weiterzuleiten, also ständig verbunden zu sein. Die stete Aushöhlung der wirklichen Freizeit, das Verwischen der herkömmlichen Dichotomien professionell / persönlich, sozial / privat sowie die Informationsüberlastung schaffen ein bisher unbekanntes Ausmaß an psychologischem Druck.
Controlling_Connectivity bedient sich dieser Durchlässigkeit der sozialen Online-Netzwerke und der Verpflichtung sowie Gelegenheit einer ständigen Verbindung mit diesen Plattformen als Paradigma für eine schwere und systematische Störung normaler, gesellschaftlich akzeptierter Lebensmodelle und der zwischenmenschlichen Interaktion während einer Performance. Die Auffassung, die neuesten Technologien würden zunehmend unser soziales Verhalten sowie unser professionelles Leben diktieren und weitreichende Auswirkungen auf unser alltägliches Leben haben, hat Gretta Louw in dieser Performance wortwörtlich ausgespielt und ausgetestet. Dabei lebte sie im völlig isolierten Ausstellungsraum, ihr einziger Kontakt zur Außenwelt bestand in der Nutzung des Internets mit verschiedenen sozialen Netzwerken.
Zehn Tage lang war die Künstlerin 24 Stunden täglich für Diskussionen, Emails, Kommentare oder Interviews – sowohl private als auch professionelle Bereiche betreffend – für Internetnutzer verfügbar sein, die bei diesem Projekt teilnehmen möchten. Alle notwendigen Dinge wurden in der Galerie bereit stehen, die Fenster der Ausstellungsräume wurden verdunkelt, um sicherzustellen, dass die Umgebung durch das Tageslicht oder soziale Rhythmen der Außenwelt nicht normalisiert wurde, sondern rein durch die Internetverbindung mit den externen Teilnehmern definiert war. Eine Reihe geplanter Online-Events (der 30. Geburtstag des Künstlers, Live-Gespräche mit Partnern in New York, Interviews mit der Presse) wurden in Abständen während der Performance angesetzt, wobei dieser soziale und berufliche Druck immer schwieriger zu erfüllen ist, je mehr Schlafentzug und Isolation sich auswirken.
Während der Performance wurde die Künstlerin die nachfolgende Ausstellung bei Art Laboratory Berlin entworfen. Sie möchte dabei erforschen, inwieweit eine extreme Internet-Nutzung und unser Vertrauen auf die Online-Konnektivität psychische Folgen haben können. Ebenso ging es ihr um die Frage nach Selbstzensur und sozial akzeptablen Verhaltensformen angesichts des ständigen Drucks durch die unaufhaltsam steigende Konnektivität.