Time & Technology/ 1
Controlling_Connectivity
Gretta Louw
Art Laboratory Berlin kündigt das Ausstellungsprojekt Controlling_Connectivity der australischen Künstlerin Gretta Louw an, einer Reflexion über die Nutzung neuester digitaler Kommunikationsformen. Ihre zehntägige Online-Performance (2.-12. November 2011) stellt die Grundlage für die Ausstellung dar, in der sie Filmmaterial, Fotografien sowie eine Installation zeigen wird.
In vielerlei Hinsicht ist die Teilnahme an den sozialen Online-Netzwerken, die heutzutage das soziale Miteinander zu einem bestimmten Teil ausmachen, nicht mehr eine Sache der Wahl, da der Verzicht auf Teilnahme in manchen Gesellschaftsschichten zur Marginalisierung und sozialer Isolierung führt. Unsere Entscheidung, an Online-Netzwerken teilzunehmen, spielt des Öfteren auch eine entscheidende Rolle bei der Bestimmung des professionel-len Erfolgs. Die Frage ist jedoch, welche Auswirkungen unser wachsendes Vertrauen in die Online-Kommunikation auf unser Leben, unsere Kultur und Gesellschaft hat.
Mit der Möglichkeit der Konnektivität und des grenzenlosen Zugangs zu Informationen geht auch die Verpflichtung der Verfügbarkeit einher, Informationen zu empfangen und weiterzuleiten und ständig verbunden zu sein. Die stete Aushöhlung der wirklichen Freizeit, das Verwischen der herkömmlichen Dichotomien professionell/ persönlich, sozial/ privat sowie die Informationsüberlastung schaffen ein bisher unbekanntes Ausmaß an psychologischem Druck.
Controlling_Connectivity bedient sich dieser Durchlässigkeit der sozialen Online-Netzwerke und der Verpflichtung sowie Gelegenheit einer ständigen Verbindung mit diesen Plattformen als Paradigma für eine schwere und systema-tische Störung normaler, gesellschaftlich akzeptierter Lebensmodelle und der zwischenmenschlichen Interaktion während einer Performance. Die Auffassung, die neuesten Technologien würden zunehmend unser soziales Verhalten sowie unser professionelles Leben diktieren und weitreichende Auswirkungen auf unser alltägliches Leben haben, hat Gretta Louw in dieser Performance wortwörtlich ausgespielt und ausgetestet. Während der gesamten zehn Tage lebte sie im völlig isolierten Ausstellungsraum; ihr einziger Kontakt zur Außenwelt bestand in der Nutzung des Internets mit
Zehn Tage lang war die Künstlerin 24 Stunden täglich für Diskussionen, Emails, Kommentare oder Interviews – sowohl private als auch professionelle Bereiche betreffend – für Internetnutzer verfügbar. Alle notwendigen Dinge standen in der Galerie bereit, die Fenster der Ausstellungsräume waren verdunkelt, um sicherzustellen, dass die Umgebung durch das Tageslicht oder soziale Rhythmen der Außenwelt nicht normalisiert, sondern rein durch die Internetverbindung mit den externen Teilnehmern definiert wurde. Neben zahlreichen Gesprächen und Chats standen auch mehrere Online-Ereignisse im Zentrum der Performance (der 30. Geburtstag der Künstlerin, live talks und Performances mit Partnern in New York, Japan, Dänemark und Berlin; Presseinterviews u.a.m). Diese fanden nicht nur in Abständen während der gesamten Performance statt, sondern ließen auch den professionellen und sozialen Druck steigen. Dabei spielten auch Schlafstörung und Isolierung eine wesentliche Rolle.
Louw möchte erforschen, inwieweit eine extreme Internet-Nutzung und unser Vertrauen auf die Online-Konnektivität psychische Folgen haben können. Es geht ihr um die Frage nach Selbstzensur und sozial akzeptablen Verhaltensformen angesichts des ständigen Drucks durch die unaufhaltsam steigende Konnektivität.
Künstlerinbuch : Press release: Controlling_Connectivity. Art, Psychology, and the Internet von Gretta Louw
Controlling_Connectivity. Art, Psychology, and the Internet als .pdf
Essay: ‚Too Artful to be a Virtual Soul’von Christian de Lutz als .pdf
Presse Feedback
Gretta Louw digital-performance von Chiara Moro in
Thinkparadox.net, 17. November 2011
Talk with Gretta Louw by Chloe Short in
Chloe Short’s Photography Blog, 14. November 2011
Computer Performance: Gretta Louw’s Controlling_Connectivity von Valentina Tanni in Artribune Magazine n.3 // November-Dezember 2011