Intermediate Objects
Künstlerische Forschung
Kristina Stallvik
Intermediate Objects ist der erste Höhepunkt der multidisziplinären, praxisbasierten Forschung der Künstler:in Kristina Stallvik über Ökosysteme des unabhängigen Verlagswesens. Die Werke in der Ausstellung sind sowohl eine Dokumentation von Stallviks investigativen Dialogen als auch eine Vermittlung der sozialen und materiellen Geschichte des Risographendrucks. Durch die Ausstellung der physischen Schablonen, die für den Druck einer gleichnamigen Forschungspublikation verwendet wurden, belebt Intermediate Objects diese traditionell weggeworfenen Produkte der Vervielfältigung. Die in der Ausstellung verwendeten Schriften, die mit den von full auto foundry und ultrastudio entwickelten Werkzeugen erstellt wurden, erforschen das kollaborative Potenzial der Schablone als kreative Methode.
Der Begriff „Schablone“ stammt aus einer Reihe von etymologischen Verwandten: „stansel“ (Verzierung), „estinceller“ (glitzern), „scintilla“ (Funke). Diese altenglischen, französischen und lateinischen Begriffe beschreiben das Pendeln zwischen Durchlässigkeit und Undurchlässigkeit, den die Schablone erfordert. Während des Paläolithikums diente der Körper selbst als erstes Schablonenwerkzeug. Höhlenmalereien entstanden durch das Aufsprühen von Pigmenten auf die Hand, eine Technik, die später durch kompliziertere Ritzungen in Blätter und pflanzliches Material ersetzt wurde. Die Risograph-Maschine ist stark von dieser Tradition beeinflusst. Sie erzeugt Drucke, indem sie Tinte durch eine Papierschablone auf Reisbasis drückt – eine Methode, die als „ineffizient“ angesehen und in den frühen 2000er Jahren durch die Xerographie ersetzt wurde. Das Festhalten des Riso-Unternehmens an der schablonenbasierten Drucktechnik – einer Zwischentechnologie zwischen Siebdruck und Digitaldruck – schuf letztlich die Voraussetzungen für ihre Beliebtheit bei Künstler:innen und Selbstverleger:innen. Die Publikation Intermediate Objects greift auf diese Geschichte zurück, um Themen des zeitgenössischen Verlagswesens zu behandeln, von der sich entwickelnden Beziehung zwischen einer Ausstellung und ihrem Katalog bis hin zu der überraschend glatten Vergänglichkeit eines Buchobjekts. Eine kleine Bibliothek früherer Arbeiten aus Stallviks Verlagsprojekt, Cover Crop, wird ebenfalls in der Ausstellung zu sehen sein.
Kristina Stallvik (geb. 1999, NYC) ist Künstler:in, Forscher:in und Gründer:in des Verlagsprojekts cover crop. Zu ihren jüngsten Ausstellungen und Präsentationen gehören Non Productive Readers: a Performance, Between Bridges, Berlin (2023); Slow Leak, a.p., Berlin (2023); Bubble Bath, Magma Maria, Frankfurt (2023); Act 1, Nylistasafnid, Reykjavik (2023); Dyre Lekeplass, Kunsthall Trondheim, Trondheim (2022); und A Thing Shared, Automat, Philadelphia (2022). Zu seinen jüngsten Veröffentlichungen gehören Landing (Lumbung Press, documenta 15, 2023). Stallvik lebt und arbeitet in Berlin, Deutschland. Seit Frühjahr 2023 ist Kristina Stallvik Kanzlerstipendiatin der Alexander von Humboldt-Stiftung mit Art Laboratory Berlin als Gastinstitution. Xier hat die kollektiven Strukturen des unabhängigen Künstlerbuch- und Zine-Verlags in Berlin erforscht.