CAPSIZE CHRONICLES
Art, Science, and the Oceanic World
Rachel Mayeri
Art Laboratory Berlin lädt herzlich ein, die in Los Angeles lebende Künstlerin Rachel Mayeri und ihr neuestes Werk R/P FLIP R.I.P. kennenzulernen, das mit dieser Einzelausstellung die Europapremiere feiert. Kommt zur Ausstellungseröffnung am Freitag, den 26. September 2025. Am selben Abend findet davor ein öffentliches AUSSTELLUNGSGESPRÄCH (vor Ort, 19 Uhr) mit der Künstlerin und Kognitionswissenschaftlerin Deborah Forster über ihre Zusammenarbeit an diesem neuen Werk statt. Demnächst findet ein COLLOQUIUM (online) mit der Künstlerin und dem Anthropologen Stefan Helmreich statt.
R/P FLIP R.I.P. (2024, 11:31 Min.) ist eine experimentelle neue Videoarbeit von Rachel Mayeri über das R/P FLIP, kurz für Research Platform FLoating Instrument Platform (1962-2023), eine weltberühmte nautische Rarität, die sich um 90 Grad dreht und so zu einer bewohnbaren Boje für die Erforschung des Ozeans wird. Das FLIP wurde für Stabilität konzipiert, um die Akustik in einem turbulenten Ozean zu untersuchen, doch ironischerweise ist sein Inneres fließend und sowohl für das Leben in horizontaler als auch in vertikaler Ausrichtung gebaut. In der Kunstinstallation aktivieren Performer*innen die Architektur des FLIP als Spielplatz der Desorientierung: Böden werden zu Wänden und Türen zu Löchern. Erweitert durch Militär- und Ozeanografie-Filme wird der FLIP-Film zu einer Plattform für konzeptionelle Umkehrungen: Landratten begegnen sozusagen der fremden Welt des Ozeans und dem Wandel der Ozeanografie – vom Militarismus bis hin zur Ökologie. R/P FLIP R.I P. wurde im Auftrag der von Getty gesponserten Ausstellung PST Art: Art & Science Collide in Südkalifornien von der Künstlerin Rachel Mayeri geschaffen und wird derzeit als dreikanalige Videoinstallation im Birch Aquarium am Scripps Institute of Oceanography in San Diego, Kalifornien, präsentiert.
Zwischen den 1960er und 1980er Jahren vollzog die Mission von FLIP einen dramatischen Wandel von der militärischen Aufklärung zur Umweltkrise. FLIP begann als Plattform zur Unterstützung der Echolokalisierung von U-Booten, wurde aber in den 1990er Jahren zu einem Instrument zum Verständnis der Erfahrungen von Walen in einem durch menschliche Einflüsse bedrohten Ozean. Das einzigartige Innere ist ein Raum, wie ihn sich M.C. Escher vorstellen könnte – entworfen für das Leben in horizontaler und vertikaler Ausrichtung, mit rechtwinklig angeordneten Waschbecken, einem schwenkbaren Herd und verwirrenden Türen, Leitern und Durchgängen. Nach seiner Ankunft in Point Loma, Kalifornien, wurde das FLIP 2020 außer Dienst gestellt und sollte 2023 zur Verschrottung abgeschleppt werden.
Das Faszinierende an FLIP ist, dass das Schiff mit Menschen an Bord zu kentern scheint. Um dieses Spektakel nachzustellen, ließ Rachel Mayeri Schauspieler:innen auf dem FLIP spielen, als würde das Schiff kentern – ohne jemals den Hafen zu verlassen. Durch den einfachen Trick, den Rahmen zu drehen, scheinen die Schauspieler:innen in Richtung der Wände zu schweben, während sich der Raum oder das Schiff neigt. Diese Szenen aktivieren die verwirrende Architektur des Schiffes. Sie spiegeln auch die mentalen Verrenkungen wider, die wir durchlaufen, um uns auf die katastrophalen Ereignisse vorzubereiten. Die Erzählung ist motiviert durch die tatsächlichen Abläufe der Besatzung und der Wissenschaftler:innen, die gemeinsam das FLIP für eine Forschungsreise ausrüsten, wissenschaftliche Instrumente laden und sichern und ihre Bewegungen aufeinander und auf die Logik des Schiffes abstimmen.
Mehr Informationen: https://rachelmayeri.com/flip/
Rachel Mayeri ist eine in Los Angeles lebende Künstlerin, die an der Schnittstelle von Wissenschaft und Kunst arbeitet. Ihre Videos, Installationen und Schreibprojekte beschäftigen sich mit Themen, die von der Geschichte der Spezialeffekte bis zum Menschen als Tier reichen. Im Rahmen von Getty’s PST Art: Art & Science Collide schuf sie eine neue dreikanalige Videoinstallation R/P FLIP R.I.P. im Birch Aquarium am Scripps Institute of Oceanography über ein Forschungsschiff aus dem Kalten Krieg, das um 90 Grad gedreht werden konnte. Im Jahr 2006 begann sie eine mehrjährige Untersuchung des Kontinuums zwischen Mensch und Tier namens Primate Cinema, oft in Zusammenarbeit mit der Kognitionswissenschaftlerin und Roboteranthropologin Deborah Forster. Die Serie gipfelte in einer bedeutenden Auszeichnung des Wellcome Trust. Im Auftrag von Arts Catalyst schuf sie einen Film speziell für Schimpansen – Apes as Family, der anschließend auf dem Sundance Film Festival, der Berlinale, der Ars Electronica, bei Art Laboratory Berlin und auf dem Microwave Media Art Festival in Hongkong gezeigt wurde. Orfeo Nel Canale Alimentare, eine animierte Oper über den Verdauungstrakt, wurde von Imagine Science Films in Auftrag gegeben und im REDCAT Theater in der Innenstadt von Los Angeles aufgeführt. The Life Cycle of Toxoplasma Gondii ist eine Installation mit 29 Bildschirmen über die memetische Verbreitung von Katzenvideos, die in der Pitzer College Art Gallery und beim Zombie Apocalypse Medicine Meeting gezeigt wurde. Als Gastkuratorin des Museum of Jurassic Technology produzierte sie die permanente kinetische Ausstellung über Wunder und Katastrophen im Theater der Renaissance und des Barock. Als Pionierin der Kunstwissenschaft werden ihre Projekte in Büchern wie „Integrative Contemporary Art and Science Practices“ (Talasek, Hrsg. 2025), „The Art-Science Symbiosis“ (Velasco und Nieto, Hrsg. 2024) und „The Routledge Companion to Biology in Art and Architecture“ (Terranova, Hrsg., 2017) vorgestellt. Als Professorin am Harvey Mudd College unterrichtet sie Kurse wie „Animal Media Studies“, „Nonhuman Media Art“ und „Art & Biology“.