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Christina Korzen, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
presse@artlaboratory-berlin.org

 

Kunst und Recht III

Seized
Critical Art Ensemble (CAE) & Institute for Applied Autonomy (IAA)

Press Preview: 1. Oktober 2009, 11h
Vernissage: 2. Oktober 2009, 20h
Artist Talk: 4. Oktober 2009, 16h
Laufzeit/ Ausstellung: 3. Oktober - 15. November 2009, Fr-So 14-18h, u. n. Vereinbarung

FilmScreening: Strange Culture, 2. November 2009, 19:30 Uhr
(R: Lynn Hershman Leeson, 2007), anschließend Round Table. Zum Fall Steve Kurtz sprechen aus juristischer, kulturpolitischer und kuratorischer Perspektive: Eberhard Schultz (Rechtsanwalt), Mark C. Donfried (Institute for Cultural Diplomacy) und Christian de Lutz (Art Laboratory Berlin); Moderation: Regine Rapp (Art Laboratory Berlin).
Kino Arsenal, Potsdamer Platz 2, 10785 Berlin
Eintritt: 6,50 Euro/ 5,00 Euro erm. (Studenten)

Katalog: Regine Rapp und Christian de Lutz für Art Laboratory Berlin (Hrsg.):
SEIZED. Critical Art Ensemble & Institute for Applied Autonomy. Berlin 2009
44 S., Farbe, Texte auf englisch und deutsch
ISBN: 978-3-9813234-0-5
9,00 EUR


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Fotomaterial


Pressestimmen

   
 

(Stand 9.9.2009)
Art Laboratory Berlin
freut sich, die Ausstellung SEIZED (3. Oktober – 15. November 2009) des Critical Art Ensemble (CAE) und des Institute for Applied Autonomy (IAA) als dritten Teil der Ausstellungsserie Kunst und Recht anzukündigen:


Die Eröffnung unserer Ausstellung SEIZED (Beschlagnahmt) am 2. Oktober 2009 fällt in eine künstlerisch wie politisch bewegte Zeit: Das Artforum und andere Kunstmessen beleben Berlin, wir sind aufgefordert, einen neuen Bundestag zu wählen, und die öffentlichen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit stehen unmittelbar bevor. Unser Projekt fügt sich in genau dieses Spannungsfeld ein: Als Kunstausstellung wirft es Fragen zu künstlerischer Meinungsfreiheit und staatlicher Repression auf, reflektiert über das Abhängigkeitsverhältnis von Politik und Wirtschaft und zeigt künstlerische Strategien, die dies zu unterwandern versuchen. Amerika, Land der Freiheit, war der Schauplatz der Ereignisse, die dieser Ausstellung zugrunde liegen. Sie zeigt, dass es auch in einer Demokratie für Künstler nicht selbstverständlich ist, Machtverhältnisse zu kritisieren und öffentlich Stellung zu beziehen.

Die Ausstellung SEIZED setzt sich mit dem Fall des CAE-Mitglieds und Kunstprofessors Steve Kurtz auseinander, der aufgrund seiner kritischen Kunstpraxis Opfer einer FBI-Razzia wurde, aus der vier Jahre juristische Verfolgung hervorgingen. Im Mai 2004 verstarb eines Nachts völlig unerwartet Steve Kurtz’s Frau Hope aufgrund eines bisher nicht diagnostizierten Herzfehlers. Die Feuerwehr, die kurz darauf eintraf, fand neben dem Leichnam der Frau ein voll ausgestattetes Chemielabor vor, das dem Ehepaar Kurtz der Vorbereitung auf ihre nächste Ausstellung diente. Der Feuerwehr erschien dies jedoch verdächtig, und sie verständigte sofort das FBI. Im Zuge einer dreitägigen Razzia konfiszierten sie nicht nur Kurtz’s Computer, Archivmaterialien, Kunstwerke und eine Reihe von Büchern, die er für seine Forschung zu einem neuen Buchprojekt benötigte, sondern auch den Leichnam seiner Frau. Er selbst wurde 22 Stunden verhört mit dem Ziel, ihn des „Bioterrorismus“ und sogar des Mordes an seiner Frau anzuklagen. Später wurde der Anklagepunkt in „Postbetrug“ geändert, doch erst 2008 wurde der Fall wegen mangelnder Beweislage endgültig zu den Akten gelegt.

In ihrer Installation The Body of Evidence (Beweiskörper) drehen die Künstler das Opfer-Täter-Verhältnis um: Da das FBI sie ihrer künstlerischen Materialien beraubt hat, konfiszierten sie im Gegenzug die Rückstände, die diese nach der Durchsuchung auf dem Grundstück von Steve Kurtz zurückgelassen hatten – Pizzaschachteln, Getränkeflaschen, Schutzanzüge, Tüten für Biomaterialien, Notizen sowie einen Zigarrenstummel. Die Kuratoren der Ausstellung Regine Rapp und Christian de Lutz schreiben dazu im Ausstellungskatalog:

„Die Präsentation der Notizen, die sich die Bundesagenten während der Durchsuchung gemacht haben, gleicht einer Strategie der Gegen-Aneignung, bei der das CAE und das IAA jene zurückgelassenen Objekte als „Beweismittel“ für ihre eigenen Untersuchungen nutzen. Dies stellt den Fall auf den Kopf und untergräbt dadurch die Machtstrukturen. Die konfiszierten Dinge werden gegen die zurückgelassenen Dinge ausgetauscht, die wiederum die Grundlage der Ausstellung bilden. Durch diesen sonderbaren reziproken Akt kehren die Künstler das gesamte Ermittler-Täter-System um. Die Leerstelle, die durch die Beschlagnahmung der Kunstwerke von CAE entstanden ist, wurde mit dem Unrat des Staats gefüllt, wodurch die Abwesenheit der konfiszierten Objekte umso greifbarer wird.“


Neben der vielschichtigen Installation Body of Evidence dokumentiert die Ausstellung künstlerische Arbeiten und Performances von CAE, an denen Steve und Hope Kurtz kurz vor der Razzia arbeiteten, wie zum Beispiel Free Range Grain (2003-04) oder Molecular Invasion (2002-03). Art Laboratory Berlin zeigt außerdem in Zusammenarbeit mit dem arsenal – institut für film und videokunst e.v. den Film Strange Culture von Lynn Hershman Leeson aus dem Jahr 2007, der sich mit dem Fall Steve Kurtz auseinandersetzt. Daran anschließen wird sich eine Podiumsdiskussion.

Zur Ausstellung wird ein Katalog erscheinen.

Für mehr Informationen kontaktieren Sie bitte Pamina Gerhardt unter: presse@artlaboratory-berlin.org.

Criticial Art Ensemble (CAE) ist ein Kollektiv taktischer Medienaktivisten aus unterschiedlichen Fachrichtungen wie Computergraphik, Software, Wetware, Film/ Video, Fotografie, Buchkunst und Performance. CAE wurde 1987 gegründet und hat zahlreiche unterschiedliche Projekte für ein internationales Publikum an unterschiedlichen Veranstaltungsorten produziert, angefangen vom Straßenraum, über das Museum bis zum Internet.
CAE hat für ihre Arbeit mehrere Preise erhalten, darunter den 2007 Andy Warhol Foundation Wynn Kramarsky Freedom of Artistic Expression Grant, der zwei Jahrzehnte ausgezeichneter Arbeit honoriert. CAE wurde bereits von zahllosen internationalen Kulturinstitutionen eingeladen: dem Whitney Museum und dem New Museum in New York, dem Corcoran Museum of Art in Washington D.C., dem London Museum of Natural History, dem ICA London, der Schirn Kunsthalle Frankfurt, dem Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris, der Volksbühne in Berlin, dem ZKM Karlsruhe, El Matadero in Madrid, dem Museum of Contemporary Art in Helsinki, dem Museo de Arte Carrilo Gil in Mexico City und vielen mehr.

Das Institute for Applied Autonomy (IAA) wurde 1998 als ein anonymes Kollektiv von Ingenieuren, Designern, Künstlern und Aktivisten mit dem Ziel der individuellen sowie kollektiven Selbstbestimmung gegründet. Bisher hat das IAA zahlreiche Aktionen realisiert, gerade im Rahmen des Vorzeigeprojekts Contestational Robotics. Darunter fallen verschiedene telegesteuerte graffitischreibende Roboter; I-See, ein webgestützter Navigationsdienst als Benutzerhilfe bei der Vermeidung von Beobachtung, der große mediale Aufmerksamkeit bekam; Terminal Air, eine Installation und Website, welche die Bewegungen von Flugzeugen aufzeichnet, von denen man annimmt, sie seien im Rahmen des CIA "Extraordinary Rendition Program" verwendet worden.
Das IAA hat für seine Arbeit zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den 2000 Prix Ars Electronica Award of Distinction und mehrere lobende Erwähnungen von Prix Ars Electronica sowie das Rhizome New Media Fellowship. Ihre Arbeiten wurden weltweit in Museen, Galerien und an öffentlichen Orten gezeigt, so z.B. im ZKM, Karlsruhe; in der World Information Organization, Amsterdam; im Museum of Contemporary Art, Barcelona; im Australian Centre for the Moving Image und im Mass MoCA.

Der Film Strange Culture (2007) der US-amerikanischen Regisseurin Lynn Hershman Leeson dokumentiert den surrealen Alptraum des international renommierten Künstlers und Kunstprofessors Steve Kurtz, der mit dem Tod seiner Frau Hope durch Herzversagen begann. Die durch Kurtz’ Notruf alarmierte Polizei hielt seine Kunst für verdächtig und schaltete das FBI ein. Innerhalb weniger Stunden wurde der Künstler als verdächtig(t)er „Bioterrorist“ festgenommen, während Dutzende von Bundesagenten seine Arbeit durchsuchten und seinen Computer, seine Manuskripte, Bücher, seine Katze und sogar den Leichnam seiner Frau beschlagnahmten. In den Hauptrollen spielen Tilda Swinton, Peter Coyote, Thomas Jay Ryan, Josh Kornbluth und Steven Kurtz. Der Film Strange Culture wurde 2007 auf der Berlinale in Berlin gezeigt.

Lynn Hershman Leeson ist eine amerikanische Filmemacherin und Künstlerin. Ihr wurden Preise zuteil wie der Siemens-Medienkunstpreis des ZKM, Karlsruhe, sowie der Golden Nica Prize auf der Ars Electronica 1999.

(pressetext als .pdf)


Wenn Sie Fragen haben oder weiteres Material wünschen, wenden Sie sich bitte an Pamina Gerhardt (zuständig für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit):
presse@artlaboratory-berlin.org


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(Stand 9.8.2009)
Art Laboratory Berlin freut sich, die kommende Ausstellung Seized (Beschlagnahmt) von Critical Art Ensemble (CAE) und dem Institute for Applied Autonomy (IAA) als als dritten Teil der Ausstellungsserie Kunst und Recht anzukündigen.

Die Ausstellung Seized dokumentiert die FBI-Razzia im Haus des CAE-Mitglieds Steve Kurtz im Mai 2004, die sich kurz nach dem Tod seiner Frau Hope ereignete. In den Wochen vor der Razzia waren Steve und Hope Kurtz mit den Vorbereitungen einer künstlerischen Arbeit über genmanipulierte Lebensmittel für die Ausstellung The Interventionists: Art in the Social Sphere im Museum Mass MoCA beschäftigt gewesen. Ein Mitarbeiter der Feuerwehr, die auf Kurtz' Notruf hin eintraf, beurteilte das Vorbereitungsmaterial für die Ausstellung in ihrem Haus als verdächtig und verständigte das FBI. Im Zuge der Razzia sperrten dessen Beamte in Schutzanzügen einen halben Block um das Haus ab und verursachten eine enorme mediale Aufmerksamkeit.

Obwohl Hope Kurtz nachweislich eines natürlichen Todes starb und keines der in ihrem Hause gefundenen Materialien in irgendeiner Weise eine gesundheitliche Gefahr darstellte, versuchte das US-Justizministerium ihren Mann Steve anzuklagen - zuerst mit dem Vorwurf des "Bioterrorismus", später, als sich dieser als nichtig herausstellte, mit dem Vorwurf des "Postbetrugs" aufgrund der Zustellung harmloser Bakterien. Nach fast vier Jahren erst stellte der Bundesrichter Richard J. Arcara das Verfahren wegen "mangelnder Beweislage" ein, da seiner Meinung nach kein Verbrechen begangen wurde.

Während der Razzia konfiszierte man zahlreiche Objekte: mehrere Gegenstände, die sich auf die Mass MoCA-Ausstellung bezogen, Kunstwerke, Computer, Bücher, Archivmaterial und Manuskripte. Daneben hinterließ das FBI sehr viel Müll - darunter über 30 leere Pizzaschachteln, mehrere hundert Getränkeflaschen, Schutzanzüge, Atemschutzfilter, unbeschriftete Tüten für Biomaterialien, eine handgeschriebene Checkliste, die in dem Ausdruck "Durchsuchungsbefehl unterschreiben" kulminiert, und einen Zigarrenstummel. In der Ausstellung Seized werden diese Spuren der Durchsuchungsaktion mit einer Dokumentation der Razzia und des darauf folgenden Gerichtsprozesses verbunden. Darüber hinaus zeigt die Ausstellung künstlerische Arbeiten und Performances von CAE, darunter auch jene, an denen Steve und Hope Kurtz kurz vor der Razzia arbeiteten.

Im Rahmen der Ausstellung wird Art Laboratory Berlin in Zusammenarbeit mit dem Arsenal - Institut für Film und Videokunst e.V. am 2. November den Film Strange Culture (2007) von Lynn Hershman Leeson im Kino Arsenal zeigen. Anschl. gibt es eine Podiumsdiskussion (Details folgen).
(pressetext 9.8.2009 als .pdf)

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ART LABORATORY BERLIN wurde im Herbst 2006 von einer internationalen Gruppe von KunsthistorikerInnen und KünstlerInnen als gemeinnütziger Verein gegründet. Als nichtkommerzieller Kunstraum versteht sich ART LABORATORY BERLIN als eine Plattform für interdisziplinäre Ausstellungsprojekte im internationalen Kontext.

Das Hauptinteresse gilt der Präsentation und Vermittlung zeitgenössischer Kunst an der Schnittstelle zu anderen kreativen Bereichen, wie die bisher realisierten Ausstellungsreihen "Kunst und Musik", "Kunst und Text", "Kunst und Naturwissenschaften" gezeigt haben. Mit drei Themenausstellungen zu jedem dieser Bereiche werden die
vielfältigen Aspekte des Zusammenspiels zweier, auf den ersten Blick nicht direkt
miteinander in Verbindung stehender Gattungen zur Diskussion gestellt. Gegenwärtig realisiert ART LABORATORY BERLIN die Ausstellungsreihe "Kunst und Recht".

ART LABORATORY BERLIN fördert im Rahmen der Ausstellungspraxis den Kontakt zwischen Publikum und KünstlerInnen. Zum Zweck der Vermittlung der zeitgenössischen Kunst und der Erforschung ihrer Interaktion mit anderen kreativen Bereichen zählen Gespräche mit den ausstellenden KünstlerInnen zum Bestandteil des Ausstellungsprogramms. Des Weiteren werden die Ausstellungen durch themenrelevante Vorträge, Filmvorführungen und Kuratorengespräche sowie Workshops ergänzt.

Die Leitung von ART LABORATORY BERLIN obliegt momentan Christian de Lutz (Bildender Künstler, Kurator) und Regine Rapp (Kunsthistorikerin, Kuratorin). Verantwortlich für PR und Pressearbeit ist Pamina Gerhardt (Kunsthistorikerin).


Informationen über Art Laboratory Berlin:
Art Laboratory Berlin (als.PDF)

 

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mit freundlicher Unterstützung von:

 

In Kooperation mit:

 

Die Ausstellung und der Katalog wurden von einem anonymen Spender ermöglicht, dessen Wunsch es ist, Projekte zum Erhalt der Demokratie zu fördern.