Artisttalk
und Speculative Biology Workshop mit Pinar Yoldas
Artist
Talk mit Pinar Yoldas
3. Oktober 2013, 19 Uhr
Pinar Yoldas ist eine interdisziplinär arbeitende Künstlerin
und Wissenschaftlerin; sie hat Architektur, Interface-Design, Informatik
und Neurowissenschaft studiert. Ihre Arbeit untersucht soziale und
kulturelle Systeme hinsichtlich biologischer und ökologischer
Systeme. Sie ist derzeit Stipendiatin des Vilém Flusser Residency
Programme for Artistic Research (2013/14), das von der transmediale-Festival
und der Berliner Universität der Künste (UdK) geleitet
wird.
Pinar
Yoldas hat ihren Master of Fine Arts an der University of California
Los Angeles absolviert und ist gegenwärtig Promotionskandidatin
im Studiengang Visual and Media Studies an der Duke University,
an der sie am Center for Cognitive Neuroscience ein Zertifikat erhalten
wird. Es wurden ihr bereits zahlreiche Forschungsstipendien im Bereich
Kunst & Wissenschaft zuteil, darunter von der MacDowell Colony,
der UCross Foundation, dem VCCA sowie dem National Evolutionary
Synthesis Center.
Ihr derzeitiges Projekt Ein Ökosystem der Exzesse ist
ein Versuch, ein posthumanes Ökosystem mit einer Lebensgemeinschaft
spekulativer Organismen und ihr Umfeld zu entwickeln. Ihr Projekt
geht von der Idee aus, dass wir von einer extremen, von Menschenhand
geschaffenen Umwelt umgeben sind, die sich gleichsam als Ort des
Exzesses entpuppt mit angesammelten Überbleibseln unserer kapitalistischen
Wünsche. Somit stellen beispielsweise Schrottplätze, Müllhalden,
Ödland Beispiele dieser "extremen, von Menschenhand geschaffenen
Umwelt" dar. Ein Ökosystem der Exzesse beginnt beim Plastikmüll
in den Ozeanen. Der sogenannte "Pacific Trash Vortex",
der 1985 von Captain Roger Marshall entdeckt wurde, besteht aus
einem schwimmenden Nexus aus Plastikmüll, das etwa 5000 km²
des Pazifischen Ozeans bedeckt. Der "Pacific Trash Vortex"
stellt ein Monument der Plastikverschwendung auf in globalem Ausmaß
dar.
http://www.transmediale.de/content/project-description-an-ecosystem-of-excess
http://pinaryoldas.info/speculativeBiologies/
In
Kooperation mit der transmediale
Speculative
Biology Workshop:
The Design of Biological Systems and Neo-organs
mit
Pinar Yoldas
28. September 2013, 13-18 Uhr
...from
so simple a beginning endless forms most beautiful and most wonderful
have been, and are being, evolved. (Charles Darwin)
Anders
als der Mensch drückt die Natur ihre Leistungsfähigkeit
durch eine Komplexität aus, bei der jeder Organismus neue Wege
der Nutzung von Ressourcen sucht und sich vor einer 'Ausnutzung'
seinerseits wiederum verteidigt. Nun hat der Mensch als größter
Ausbeuter in den letzten Jahrhunderten das Gleichgewicht radikal
ins Schwanken gebracht. Durch das Pumpen von Kohlenwasserstoff aus
der Erde zur vielseitigen industriellen Nutzung und die Energiegewinnung
für Profit und Freizeit hat nicht nur das Antlitz der Erde
verändert, sondern auch die Atmosphäre und damit das Klima.
Damit geht ein beinahe endlose Kette von Reaktionen durch sämtliche
biologische Systeme des Planeten einher.
So
schreibt die Künstlerin Pinar Yoldas: "Unsere kapitalistische
Biomasse erzeugt Berge von Elektromüll, Strände aus Teer
und Ozeane voller Plastik. Wir gleichen einer Armee von Schönheitschirurgen,
die dem Planeten ein neues Gesicht verpassen. Ein Gesicht, das mit
neuen Lebensformen, neuen Anfängen und neuen Extremitäten
konfrontiert ist. Welche Art von Fisch schwimmt im Plastikozean?
Wer wird sich auf den Teerstränden sonnen? Welche Pflanzen
werden in einem Wald von Beton und Stahl gedeihen? Welche Insekten
werden ihre Eier auf den Hügeln des Asphalts legen? Welche
Vögel werden an den trüben Morgen eines Smog-Himmels fliegen?"
In
ihrem Workshop wird die Künstlerin zu Anfang einen Überblick
über allgemeine biologische Systeme geben (z.B. das Kreislaufsystem,
das Atmungssystem, das Nervensystem, den Fortpflanzungsapparat,
etc.) und wie sich diese Systeme (genauer gesagt diese Organe) unter
dem Einfluss der globalen Umweltveränderungen entwickeln könnten.
Der
Workshop hält sich zwischen Biomimikry und kritischem Design
auf und gibt uns dabei Zeit und Möglichkeit, eigene Lungen
zu entwerfen, das besondere Organ wachsen zu lassen, nach dem man
sich so lange gesehnt hat, oder über den lang herbei geträumten
ultimativen Fleischlieferanten ohne Methan-Auswirkung nachzudenken.
Die
TeilnehmerInnen werden anschließend diskutieren und spekulative
Modelle für Lebensformen einer posthumanen Ära entwickeln.
http://katausten.wordpress.com/2013/10/05/information-overload-the-scape-coat-solution/
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