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Pavel
Sterec, Symbiont, 2007 |
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Jakup
Nepraš, Babylon plant01, von Cultures, 2006 |
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Pavel
Tichon, Guinness World Records, 2006 |
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Kuratoren
aus Ost- und Mitteleuropa I
Denisa Kera und Pavel Sedlak
Cosmopolitics
Neue Medienkunst aus der Tschechischen Republik
Die
tschechische Medienkunstszene hat sich im internationalen Kontext
erst recht spät entwickelt, doch in den vergangenen Jahren
ist es den KünstlerInnen gelungen, vermeintliche Nachteile
in tatsächliche Vorteile zu verwandeln. Da Videokunst und andere
Trends der internationalen Kunstszene der 1980er und 90er Jahre
an den tschechischen Akademien kaum vertreten sind, haben junge
KünstlerInnen die Möglichkeit, frei zu experimentieren.
Daher ist ihre Beziehung zu verschiedenen Traditionen, Trends und
Technologien oftmals sehr promisk.
Die Ausstellung Cosmopolitics zeigt Projekte aus den vergangenen
Jahren, die spielerische und experimentelle künstlerische Strategien
präsentieren, die weder rein politisch noch rein technologisch
sind. Sie beleuchtet verschiedene Netzwerkstrategien zwischen Natur,
Gesellschaft und Technologie, aber auch zwischen Vergangenheit,
Gegenwart und Zukunft: die Auslotung der Grenze zwischen Mensch
und Maschine oder die Erforschung populärer Medien und neuer
globaler Kommunikationsstrategien. Die Wechselbeziehungen zwischen
Globalisierung, Evolution und technologischen Prozessen in den Kunstwerken
eröffnen vielfältige Blicke auf die Welt, wie wir sie
zu kennen glauben, und auch auf die Kunst selbst. Gezeigt werden
Arbeiten von Josef Bare, Internet Generation, Jakub Nepra,
Jan Pfeiffer, Pavel Sterec und Pavel Tichon.
Posthuman Networks
erforscht die Kunst Kollektive aus Menschen und Maschinen sowie
die Grenzen zwischen Physis und Technae.
Pavel Sterec präsentiert in seiner Arbeit Symbiont, 2007, Pavel
Sterec, Symbiont, 2007 einen Baum mit einer Prothese und einem neuen
Paradiesapfel, der für die intime und ausbalancierte Beziehung zwischen
dem Künstlichen und dem Natürlichen steht. Eine autonome, gleichzeitig
biologische und roboterhafte Pflanze klettert an einem lebenden
Baum empor. Sie besteht aus einem Wasserspeicher anstelle einer
Wurzel, aus Solarzellen anstelle von Blättern, aus Gummibändern
und aus einer künstlichen Frucht. Im Inneren der Frucht befindet
sich fruchtbare Erde, in der sich Mikroorganismen vermehren. Nach
einem „Reifeprozess“ löst sich die „Frucht“ vom Baum. Sie fällt
hinunter und fördert so dem Baum, an welchem sie vorher herangereift
ist, Nährstoffe zu. Ein „Samen“, eigentlich eine Speicherkarte,
befindet sich in dieser Frucht. Auf dieser Speicherkarte sind alle
nötigen Informationen enthalten, um einen neuen Symbionten heranreifen
zu lassen. Ein Microcontroller überwacht den Ablauf des Wachstumsprozesses
und sorgt für seinen reibungslosen Ablauf. Der Symbiont bietet der
Wirtspflanze im Austausch für einen besseren Zugang zum Licht lebenswichtige
Nähr- und Mineralstoffe.
Jakub Nepraš Arbeiten Generator-P730 und Cultures, beide 2005, kreisen
um urbane Realität und Umwelprobleme. Der Künstler transformiert
beispielsweise herkömmliche Schaltkreisplatten in einen neuen medialen
Kosmos: Das Alltagsleben in einer Stadt und seiner Bewohner läuft
plötzlich zwischen Verbindungen, Kabeln und Festplatten ab. Die
Grenzen zwischen realen und bearbeiteten Bildern verschwimmen und
nehmen dem Betrachter für einen kurzen Moment die Möglichkeit, zwischen
Realität und Künstlichkeit zu unterscheiden – bis sich nach kurzer
Zeit die Illusion auflöst.
Global Networks
macht sich die Kunst neue Verbreitungswege sowie populäre Medien
zu Nutze.
Pavel Tichon nutzt das Guinness Buch der Rekorde als neues künstlerisches
Medium, und Josef Bareš gibt eine Einführung, wie ein Künstler auf
dem internationalen Kunstmarkt überleben kann, während er in Konkurrenz
zu billigen Kunstfälschern steht: Während mancher chinesische Kunst
verkauft, um so zu Geld zu kommen, wird es immer jemanden geben,
der einen anderen Weg beschreitet und Kunst an die Chinesen verkauft.
Post-totalitarian
Networks
Kunst als Erforschung von Technologien und politischen Strategien
kommt Post-totalitarian Networks zum Tragen.
Jan Pfeiffer verwendet Google Earth als Kamerablick in die Vergangenheit,
und die Gruppe Generation Internet fordert uns dazu auf, Kunst als
Datei zu betrachten und alles Analoge zu digitalisieren, um es untereinander
zu teilen.
Denisa
Kera
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