Embodiment of Time.
Yasuhiro
Sakamoto mit Iñigo Giner Miranda
Dave Hebb
Vernissage: 31. August 2012, 20 Uhr
Ausstellungslaufzeit: 1. September - 14. October 2012
Öffnungszeiten: Fr - So, 14 - 18 Uhr und nach Vereinbarung
Yasuhiro
Sakamoto & Iñigo Giner Miranda, Sichtbarer Canon.
Streichquartett ohne Streicher für vier Lautsprecher und eine
Kunstmaschine, 2012 (Entwürfe)
Im Rahmen der aktuellen Ausstellungsserie Time & Technology
zeigt Art Laboratory Berlin die Ausstellung Embodiment of
Time mit neuen Arbeiten von Yasuhiro Sakamoto mit Iñigo
Giner Miranda und von Dave Hebb.
Der
japanische Künstler und Wissenschaftler Yasuhiro Sakamoto
und der spanische Komponist Iñigo Giner Miranda haben
die Installation Sichtbarer Kanon. Streichquartett ohne
Streicher für vier Lautsprecher und eine Kunstmaschine,
im vorderen Raum zu sehen, für diese Ausstellung entwickelt.
Die
Klangskulptur überträgt am Beispiel zeitgenössischer
und klassischer Musik komplexe Zeitstrukturen in ein akustisch visuelles
Modell. Der Begriff Musik wird hier im weitesten Sinne als
eine Organisation der Zeit verstanden, die nicht nur durch rein
klangliche Materialien erfolgen kann, sondern Bewegungsmuster (fallende
Murmeln, drehende Räder) und optische Patterns (z. B. Video)
schafft. Dieses Projekt leistet am Beispiel einer philosophischen
Reflexion des Kanons einen wesentlichen Beitrag für das Verständnis
unseres heutigen, komplexer gewordenen Umgangs mit Zeit - angefangen
von verdichteten und überlagerten temporalen Schichtungen bis
hin zu Phänomen der Gleichzeitigkeit verschiedener Tätigkeiten.
Ausgehend
von der Pythagora-Maschine, die Sakamoto und Kollegen in
Japan bereits 2004-2006 realisierten, wurde nun auf der Grundlage
von drei klassischen und modernen Musikstücken die Klangskulptur
entwickelt. Das erste Stück ist ein Fragment aus Pachelbels
Kanon und Gigue in D-Dur aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts,
gespielt vom amerikanischen Violinisten Matt Peebles. Das zweite
Stück ist eine Umkehrung von Pachelbels Kanon, die überraschend
harmonisch klingt, aber der entgegen gesetzten Logik folgt; ihre
musikalische Syntax ist verändert worden. Das dritte Stück
ist eine Komposition von Iñigo Giner Miranda, bei dem er
sich analoger Geräusche der Kunstmaschine bediente.
Es lässt sich als "Geräusch-Kanon" in drei Teilen
verstehen, die dieselbe Stimme zu verschiedenen Intervallen spielen.
Der
Arbeit liegt ein Computerprogramm zugrunde, das von Sakamoto selbst
entwickelt wurde und auf die komplexe Form des Systems der Murmelbahn
einwirkt. Die Kunstmaschine kann als ein skulpturaler Algorithmus
verstanden werden. "Unser Projekt zielt auf die Thematik der
audio-visuellen Perzeption und versucht, eine kross-modale Gesamtgestalt
zu darzustellen, die den Laut (= Ton) mit dem Sicht-baren (= Bewegung)
beim Wahrnehmungsprozess verbindet." (Y. Sakamoto & I.
Miranda, Juli 2012).
Dave Hebb, Monitor, 2010-12
Der US-amerikanische Künstler Dave Hebb beschäftigt
sich mit Artefakten der industriellen Zivilisation in Form von Fotografien,
Videos und Installation über unsere Zivilisation. Er beobachtet
und dokumentiert den Gegensatz vom natürlichen organischen
Prozess des Werdens und Vergehens und den klar geometrischen Formen
unserer technologi-schen Infrastruktur. Seine künstlerischen
Projekte legt er oftmals über lange Zeiträume und über
verschiedene Jahreszeiten hinweg an.
Seine
Videoarbeit Monitor, im hinteren Raum zu sehen, ist eine
Video- und Fotodokumentation einer räumlichen Intervention,
die sich über ein Jahr erstreckt. Hebb stellte dafür einen
Computermonitor in die freie Natur und nahm über das gesamte
Jahr hinweg mehrmals wöchentlich die Veränderungen der
Umgebung mit der Fotokamera auf. Seine Arbeit wird auf alten Rechnern
abgespielt und auf alten Monitoren gezeigt und ist von sich aus
instabil, ein bekanntes Problem der alternden Technologie. Selbstreferentiell
ist die Arbeit insofern, als der Monitor ein Teil des Displays ist
und ebenso Subjekt der Arbeit selbst ist; letzteres ist besonders
im medienarchäologischen Sinne zu verstehen.
"Themen
der Permanenz, Entropie, Obsoleszenz sowie Impulse des Kontrollierens
und Desinfizierens stehen der regenerativen Kraft und der zyklischen
Struktur der Natur gegenüber. Die Verwendung symmetrischer
Kompositionen, Kreisformen und rhythmischer Muster verweist auf
die sakrale Kunst alter Kulturen." (Dave Hebb, Juli 2012).
Die Arbeit regt an, die eigene komplexe Beziehung zu Natur und Technik
zu befragen und darüber zu reflektieren, wie Technologie unsere
Erfahrung mit Zeit verändert.
Regine
Rapp und Christian de Lutz (Kuratoren)
Mit freundlicher Unterstützung des
Senatskanzlei
für Kulturelle Angelegenheiten - Berlin
Medienpartner:
Time
& Technology wurde von Michael Schröder unterstützt.
Yasuhiro
Sakamoto & Iñigo Giner Miranda, Sichtbarer Canon.
Streichquartett ohne Streicher für vier Lautsprecher und eine
Kunstmaschine, 2012
Dave
Hebb, Monitor, 2012
Yasuhiro
Sakamoto im 'Time and Technology' Panel, Konferenz MutaMorphosis,
Prag, Dez. 2012
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