Stardust Boogie Woogie
Tania Antoshina, Mo Foster, Marcela Iriarte, Christian de Lutz, Jane Mulfinger, Bob & Roberta Smith, Jessica Voorsanger
Kuratiert von Francesca Piovano

Vernissage: 29. Oktober 2010, ab 20h
Ausstellungslaufzeit: 30.10.2010 - 28.11.2010, Fr-So 14-18 Uhr u.n.V.
Finissage: 26. November 2010, ab 20h

Veranstaltung: 30. November 2010, Lesung mit Mo Foster, East of Eden International Bookstore,
Schreinerstr. 10, 10247 Berlin-Friedrichshain - www.east-of-eden.de

Ausstellungsansicht Stardust Boogie Woogie, Werke von Marcela Iriarte, (l), Bob and Roberta Smith(m)
Christian de Lutz (r) und Jane Mulfinger (Boden)

Stardust Boogie Woogie

Als Andy Warhol erklärte, dass in Zukunft jeder Mensch für 15 Minuten berühmt sein werde, hatte er wahrscheinlich gar nicht geahnt, wie wahr sich dies noch erweisen sollte.

In kurzer Zeit hat es die Medienindustrie ermöglicht, aus Menschen berühmte Persönlichkeiten zu machen. Es ist nicht mehr vonnöten, ein besonderes Talent zu besitzen. Heutzutage kann wirklich jeder, der in irgendeiner Weise Unterhaltung produziert, eine ‚berühmte Persönlichkeit' werden. Dann setzen Massenmedien und Popkultur alles daran, dass diese ‚Berühmtheiten' als Spektakel konsumiert werden; sie werden mit Bedeutung ausgestattet, was eigentlich mit dem eigentlichen Wert nichts zu tun hat.

Dies trifft heute besonders auf die westliche Welt zu, wo sich die Grenze zwischen Stars und Fans aufgelöst hat: Eine berühmte Persönlichkeit ist geschaffen, sobald Fanclubs, Klatschkolumnen und TV-Reality-Shows dies behaupten.

Es begann mit dem Personenkult, gefördert durch das sowjetische Regime. Endlich war der politische Führer nicht mehr jemand, der durch göttliche Rechte geölt wurde, sondern eine Ikone gewöhnlicher Menschen war. Die sowjetischen politischen Führer und Pop-Helden waren auf eine Weise die Kehrseite der Medaille des Hollywood-Starsystems - beide verkörperten Träume eines besseren Lebens.

Um das Thema des Starkults sowie der modernen Helden zu erforschen und diese in einen vielfältigen internationalen Zusammenhang zu stellen, bringt die Ausstellung Stardust Boogie Woogie sieben Künstler aus verschiedenen Ländern und Kontexten zusammen. Ihre Arbeiten handeln vom Begriff des Starkults und seinem dazugehörigen Lebensstil (Jessica Voorsanger, Jane Mulfinger, Marcela Iriarte), vom sozialistischen Personenkult (Christian de Lutz, Tania Antoshina) und von der Popkultur (Bob & Roberta Smith, Mo Foster).

-Francesca Piovano

Tania Antoshina ist eine der bedeutendsten russischen Künstler seit der Perestroika. Ihre Arbeiten wurden in der Ausstellung After the Wall (Moderna Museet, Stockholm und dem Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart, Berlin) sowie auf der Moscow Biennale 2007 gezeigt. Ihre Werke umkreisen die Rolle der Frau und Künstlerin in Gesellschaft und Kunstgeschichte. Ihre letzten Collagen und Keramik-Wandarbeiten thematisieren Yuri Gagarin als den nie versiegenden Sowjethelden. Antoshina lebt und arbeitet in Moskau.

Mo Foster ist Schriftstellerin und Journalistin. Ihre provokativen Stücke, ihre menopausal punk-Gedichte und der Roman A Blues for Shindig sind von der Kritik gefeiert worden. Ihr Roman erzählt das Leben und die Lieben eines verrufenen Londoner Mädchens in den heruntergekommenen Blues-Clubs im Soho der 1950er Jahre.

Die Collagen und Assemblagen von Marcela Iriarte spiegeln ihre Faszination für das Kino und ihre Helden wider. Ihre jüngsten Arbeiten beziehen sich auf ägyptische Kinoplakate. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Paris.

Christian de Lutz arbeitet mit Fotografie, Video und Neuen Medien. In vielen Arbeiten verwendet er Fotografien, die er als Fotojournalist in den 1990er Jahren aufgenommen hatte. Er setzt sich mit der Verbindung zwischen Geschichte, Technologie und der Bildrezeption auseinander. De Lutz lebt und arbeitet in Berlin.

Die Installationen von Jane Mulfinger verweisen auf die Beziehung zwischen Architektur, Artefakten und Gedächtnis. In ihren jüngsten Arbeiten behandeln den Begriff der Erinnerung als kollektives Phänomen und die Auswirkungen auf die Popkultur. Gegenwärtig untersucht sie die Bedeutung des Celebrity Ambassador Hotels in Los Angeles, den Ort des Mordes an Robert Kennedy. Sie lebt und arbeitet in Kalifornien.

Die bunten Slogans bekannter Markenzeichen in den Arbeiten von Bob & Roberta Smith spielen mit der Sprache der Folk und Punk Musik sowie alternativer Protestbewegungen, um politische Schlagworte und Parolen zu personalisieren. Jüngste Ausstellungsbeteiligungen: Altermodern in der Tate Britain (2009) und Fourth Plinth der National Gallery.

Jessica Voorsanger untersucht in ihren künstlerischen Arbeiten das 'Celebrity'-Konzept in der Popkultur und das Phänomen, ein ‚Fan' zu sein. Ihre Performances und Installationen überschreiten häufig die Grenze zwischen Leben und Kunst. Sie lebt und arbeitet in London.


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