Stardust
Boogie Woogie
Als Andy Warhol erklärte, dass in Zukunft jeder Mensch für
15 Minuten berühmt sein werde, hatte er wahrscheinlich gar
nicht geahnt, wie wahr sich dies noch erweisen sollte.
In
kurzer Zeit hat es die Medienindustrie ermöglicht, aus Menschen
berühmte Persönlichkeiten zu machen. Es ist nicht mehr
vonnöten, ein besonderes Talent zu besitzen. Heutzutage kann
wirklich jeder, der in irgendeiner Weise Unterhaltung produziert,
eine berühmte Persönlichkeit' werden. Dann setzen
Massenmedien und Popkultur alles daran, dass diese Berühmtheiten'
als Spektakel konsumiert werden; sie werden mit Bedeutung ausgestattet,
was eigentlich mit dem eigentlichen Wert nichts zu tun hat.
Dies
trifft heute besonders auf die westliche Welt zu, wo sich die Grenze
zwischen Stars und Fans aufgelöst hat: Eine berühmte Persönlichkeit
ist geschaffen, sobald Fanclubs, Klatschkolumnen und TV-Reality-Shows
dies behaupten.
Es
begann mit dem Personenkult, gefördert durch das sowjetische
Regime. Endlich war der politische Führer nicht mehr jemand,
der durch göttliche Rechte geölt wurde, sondern eine Ikone
gewöhnlicher Menschen war. Die sowjetischen politischen Führer
und Pop-Helden waren auf eine Weise die Kehrseite der Medaille des
Hollywood-Starsystems - beide verkörperten Träume eines
besseren Lebens.
Um
das Thema des Starkults sowie der modernen Helden zu erforschen
und diese in einen vielfältigen internationalen Zusammenhang
zu stellen, bringt die Ausstellung Stardust Boogie Woogie
sieben Künstler aus verschiedenen Ländern und Kontexten
zusammen. Ihre Arbeiten handeln vom Begriff des Starkults und seinem
dazugehörigen Lebensstil (Jessica Voorsanger, Jane Mulfinger,
Marcela Iriarte), vom sozialistischen Personenkult (Christian de
Lutz, Tania Antoshina) und von der Popkultur (Bob & Roberta
Smith, Mo Foster).
-Francesca
Piovano
Tania
Antoshina ist eine der bedeutendsten russischen Künstler
seit der Perestroika. Ihre Arbeiten wurden in der Ausstellung After
the Wall (Moderna Museet, Stockholm und dem Hamburger Bahnhof -
Museum für Gegenwart, Berlin) sowie auf der Moscow Biennale
2007 gezeigt. Ihre Werke umkreisen die Rolle der Frau und Künstlerin
in Gesellschaft und Kunstgeschichte. Ihre letzten Collagen und Keramik-Wandarbeiten
thematisieren Yuri Gagarin als den nie versiegenden Sowjethelden.
Antoshina lebt und arbeitet in Moskau.
Mo
Foster ist Schriftstellerin und Journalistin. Ihre provokativen
Stücke, ihre menopausal punk-Gedichte und der Roman A Blues
for Shindig sind von der Kritik gefeiert worden. Ihr Roman erzählt
das Leben und die Lieben eines verrufenen Londoner Mädchens
in den heruntergekommenen Blues-Clubs im Soho der 1950er Jahre.
Die
Collagen und Assemblagen von Marcela Iriarte spiegeln ihre
Faszination für das Kino und ihre Helden wider. Ihre jüngsten
Arbeiten beziehen sich auf ägyptische Kinoplakate. Die Künstlerin
lebt und arbeitet in Paris.
Christian
de Lutz arbeitet mit Fotografie, Video und Neuen Medien. In
vielen Arbeiten verwendet er Fotografien, die er als Fotojournalist
in den 1990er Jahren aufgenommen hatte. Er setzt sich mit der Verbindung
zwischen Geschichte, Technologie und der Bildrezeption auseinander.
De Lutz lebt und arbeitet in Berlin.
Die
Installationen von Jane Mulfinger verweisen auf die Beziehung
zwischen Architektur, Artefakten und Gedächtnis. In ihren jüngsten
Arbeiten behandeln den Begriff der Erinnerung als kollektives Phänomen
und die Auswirkungen auf die Popkultur. Gegenwärtig untersucht
sie die Bedeutung des Celebrity Ambassador Hotels in Los Angeles,
den Ort des Mordes an Robert Kennedy. Sie lebt und arbeitet in Kalifornien.
Die
bunten Slogans bekannter Markenzeichen in den Arbeiten von Bob
& Roberta Smith spielen mit der Sprache der Folk und Punk
Musik sowie alternativer Protestbewegungen, um politische Schlagworte
und Parolen zu personalisieren. Jüngste Ausstellungsbeteiligungen:
Altermodern in der Tate Britain (2009) und Fourth Plinth der National
Gallery.
Jessica
Voorsanger untersucht in ihren künstlerischen Arbeiten
das 'Celebrity'-Konzept in der Popkultur und das Phänomen,
ein Fan' zu sein. Ihre Performances und Installationen überschreiten
häufig die Grenze zwischen Leben und Kunst. Sie lebt und arbeitet
in London.
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