24.04.
- 22.05.2010
OFF FENCE.
Kunst an der kalifornisch mexikanischen Grenze
Michelle Chong
Katya Gardea Browne
Ed Gomez
Luis G. Hernandez
Camilo Ontiveros.
Vernissage:
Freitag, 23. April 2010, 20 Uhr
Artist Talk mit Michelle Chong: So. 25. April 2010, 16 Uhr
Öffnungszeiten: Fr-So, 14 -18 Uhr
Das Ausstellungsprojekt OFF FENCE. Kunst an der kalifornisch
mexikanischen Grenze versteht sich als eine künstlerische
Plattform mit fünf Positionen, die sich mit dem kulturellen
Overflow, den Überschneidungen und Spannungen in der Grenzregion
zwischen Südkalifornien und Nordwest-Mexiko sowie formal ästhetischen
Kriterien der Grenze als solcher auseinander setzen.
Die
KünstlerInnen aus Los Angeles und MexiKo-Stadt nähern
sich auf völlig unterschiedliche Weise dem Thema der Grenze
sowie ihrer Auswirkungen für die mexikanische und mexikanisch
amerikanische Identität. Michelle Chong und Luis
G. Hernandez' Drucke und NetArt-Projekte untersuchen die ethnische
Identität aus einer linguistischen Perspektive. Die Videoarbeiten
und Fotografien von Ed Gomez und Camilo Ontiveros
reflektieren künstlerisch die politischen und ökonomischen
Auswirkungen des kulturellen Bruchs und der kulturellen Trennung.
Die Videoarbeit von Katya Gardea Browne verarbeitet physische
und geographische Strukturen und reflektiert formal ästhetische
Aspekte der Grenze als solche.
Die
Text-Bild-Collage TRANS-Poster (2010) von Michelle Chong
reflektiert mit gefundenem Fotomaterial auf der Bildebene die Grenze
mal als politischen Akt, mal als menschlich geschaffenen Ort oder
Naturraum. Über die Fotografien hat Chong einen Text als Endlosschleife
gelegt, der in seiner bilingualen Erscheinung Kommunikationsformen
dies- und jenseits der Grenze durchspielt. In ihrer internetbasierten
Arbeit Find Yourself Here (2009), auch auf der Mexicali Biennale
2009/10 zu sehen, untersucht Chong wesentliche Aspekte von Migration
und Mobilität.
Die
Collagen LOS (2009) von Luis G. Hernandez ist Teil
seines laufenden Projekts NOW (2004-heute). Er entwirft großformatige
Collagen aus Werbepostkarten, die für Ausstellungen mit hispanischem
Schwerpunkt werben. LOS kommt aus dem Jargon lokaler
Gangs, um auf die Stadt Los Angeles" zu verweisen. Hernandez
untersucht dabei kritisch das Phänomen der sogenannten "Chicano
Ausstellungen" in Los Angeles (Ausstellungen mit mexikanisch
amerikanischem Schwerpunkt), die oftmals nur auf die hispanische
Herkunft, nicht aber auf hispanische Inhalte jener Künstler
setzen.
Ed
Gomez untersucht in seinen künstlerischen Projekten die
politischen Folgeerscheinungen der Institutionalisierung der Chicano-Kunstbewegung
der 1960er und 1970er Jahre. Aus dem Los Angeles County Museum of
Art (LACMA) hatte Gomez ein Museumsschild entewendet und erprobt
an diesem Stück das "American Second Amendment Right"
(Recht auf Waffenbesitz), indem er in und durch diese Museumstafel
mit unterschiedlichen Waffen schießt. Mit dem gewählten
Medium Digitalvideo spielt Gomez wiederum auf Guerilla Videos an.
Die
Arbeiten von Camilo Ontiveros befragen die ökonomischen
Auswirkungen der kulturellen Trennung und der kulturellen Spaltung.
Seine Arbeit CAUTION: The Freeway Intervention arbeitet mit
dem bekannten Straßenschild in leuchtend gelber Farbe, das
eine rennende Familie darstellt und entwickelt wurde, um auf die
vielen Fußgänger - meist illegale Immigranten - in der
Grenzregion aufmerksam zu machen. Die künstlerische Intervention
von Ontiveros besteht im Hinzufügen von Magnetstreifen mit
den Worten "WANTED", "CASH ONLY" u.a. Ontiveros
symbolische Wegweisung ist als politischer Kommentar der aktuellen
Grenzsituation zu verstehen.
Die
Videoarbeit Tijuana Girl Crossing (2009) von Katya Gardea
Browne setzt sich mit physischen und geographischen Strukturen
von Grenze auseinander. Ihr Video ist ein mit 8mm gefilmtes Dokument
einer jungen Frau, die eine Woche entlang der Grenze zwischen Mexiko
und den USA wandert. Dabei sieht man nur selten Details ihres Gesichts
oder Körpers, vielmehr ist ihre volle Gestalt aus der Ferne
die dominierende Darstellungsweise einer ständig im Gehen begriffenen
Protagonistin. Durch die Unschärfe und die Zoom-Technik verweisen
die Aufnahmen dabei des Öfteren auf die Ästhetik von Beobachtungskameras.
Daneben sind die häufigen Schnitte und das starke Fragmentieren
nicht zuletzt als inhärente Verweise auf das Medium Film zu
verstehen und zielen auf eine formal ästhetische Kategorie
der Grenze als solche ab.
Ed
Gomez und Luis G. Hernandez waren die Initiatoren und Kuratoren
der Mexicali Biennale, welche die Grenzregion zwischen Mexiko
und Kalifornien als einen Raum der ästhetischen Produktion
befragt. Die beiden Künstler und Michelle Chong sind Teilnehmer
der zweiten Mexicali Biennale (2009/10), die in Mexicali (Mexiko),
Tijuana (Mexiko) und Los Angeles (USA) gezeigt wurde.
OFF
FENCE. Kunst an der kalifornisch mexikanischen Grenze wurde
konzipiert und organisiert in Zusammenarbeit mit Michelle Chong
and Ian Henderson von SHORT HOUSE, einem in Los Angeles basierten
Kunstrprojektraums.
Regine
Rapp & Christian de Lutz (Art Laboratory Berlin)
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