Nonhuman
Subjectivities
Einführung
| Nonhuman Subjectivities (2016-17)
Während
Kopernikus und Galileo die Erde und den Menschen weg vom Zentrum
des Universums rückten, löste sich dagegen die westliche
Philosophie im epistemologischen Turn' von der Kosmologie.
Durch das gesamte Zeitalter der Aufklärung und in die Zeit
der Moderne hinein hat der Westen den Menschen und die menschliche
Subjektivität kontinuierlich ins Zentrum der Existenz gestellt.
Im
gegenwärtigen philosophischen Diskurs ist dagegen eine starke
Kritik an anthropozentrischen Ansätzen zu erkennen (vgl. Spekulativer
Realismus mit Quentin Meillassoux, Ray Brassier oder Graham
Harman; vgl. auch andere Positionen wie John Gray, Isabelle Stengers
oder Rosi Braidotti). Die Objekthaftigkeit steht dabei im Zentrum
der Diskussion - und mit ihr eine Realität, "die sich
indifferent zur subjektiv-humanen Erkenntnis verhält und sich
nicht über ein subjektivistisch oder anthropozentrisch bedingtes
Wissen vermitteln lässt, also nicht primär kulturell,
linguistisch, politisch oder historisch kodifiziert ist." (1)
Während
die Geisteswissenschaften nun endlich auf die Kopernikanische
Wende' reagieren, begreifen sich auch mehr und mehr Künstler
als vitale Akteure im Feld des Interdisziplinären, zwischen
Geistes- und Naturwissenschaften. Auf diese aktuellen Tendenzen
will Art Laboratory Berlin mit der neuen Serie Nonhuman Subjectivites
reagieren. In kommenden Jahr werden wir eine komplexes Programm
mit Ausstellungen, Veranstaltungen und Symposien mit Künstlern,
Natur- und Geisteswissenschaftlern realisieren (auf der Grundlage
eines internationalen Open Call im Herbst 2014). Im Zentrum stehen
direkte Kooperationsprojekte zwischen Künstler und Naturwissenschaftler.
The
Other Selves. On the Phenomenon of the Microbiome
Francois-Joseph Lapointe, Joana Ricou, Saa
Spačal mit Mirjan vagelj und Anil Podgornik,
Tarsh Bates
27. Februar - 30. April 2016
Die
Ausstellung, die erste unserer neuen Ausstellungsreihe Nonhuman
Subjectivities, zeigt verschiedene künstlerische Positionen
zum komplexen mikrobiellen Milieu am und im menschlichen Körper.
Wissenschaftler behaupten, dass es genauso viele Bakterien wie menschliche
Zellen in unserem Körper gibt. Das Phänomen des Mikrobioms
wirft also eine Menge grundlegender Fragen über die menschliche
Identität und unsere Beziehung zu unseren multiplen Entitäten
auf.
On
Animals. Cognition, Senses, Play
Rachel Mayeri, Maja Smrekar
28. Mai - 17. Juli 2016
Die Ausstellung präsentiert ku¨nstlerische Positionen von
Rachel Mayeri und Maja Smrekar. Beide Künstlerinnen setzen
in ihren performativen Arbeiten zu Tieren auf bestimmte Strategien
des Narrativen und das Phänomen der Immersion, um sich dadurch
der nicht einholbaren Perspektive eines nichtmenschlichen Gegenübers
anzunähern
Allen
gemeinsam ist der von Donna Haraway formulierte Begriff des Miteinanderhandelns:
Durch die Überwindung konventioneller Dichotomien von Natur/Kultur,
Mensch/Tier oder Subjekt/Objekt geht es vielmehr um ein gemeinsames
Agieren. Im Sinn des Begriffs Naturecultures von Haraway
handelt es sich bei allen Arbeiten beider Künstlerinnen um
eben diese produktiven interdisziplinären Räume, in denen
Themen des Nichtmenschlichen und des Menschlichen gemeinsam angedacht
werden.(2)
Learning
from Creatures
Wie
kann eine Qualle ein komplexes Gerät steuern? Wie nimmt ein
Wurm, der für Experimente im Labor verwendet wird, den homo
sapiens wahr? Wie würde sich ein Cyborg-artiger Seidenwurm
verhalten? Verfügen komplexe soziale Tiere, zum Beispiel Ameisen
oder Bienen, über eine soziale Subjektivität? Die Ausstellung
Learning from Creatures stellt vier internationale herausragende
Künstlerinnen und Künstler vor, die Fähigkeiten,
Wesensarten, Verhaltensmuster bestimmter Tiere auf unterschiedliche
Weise reflektieren.
1. Aural Aquatic Presence
Robertina ebjanic
3. September - 9. Oktober 2016
Die
Ausstellung untersucht Wirkung und Empfindung eines der einfachsten
mehrzelligen Wesen der Qualle. Diese wird mit einer der vom
Menschen gemachten Maschinen in Verbindung gebracht. Das Ausstellungsprojekt
thematisiert die Bedeutung von Sound in Meeresgewässern sowie
die Auswirkungen menschlicher Eingriffe auf auditive aquatische
Systeme.
2.
Under-Mine
Alinta Krauth
26. Februar - 2. April 2017
Das
Ausstellungsprojekt untersucht Probleme und Möglichkeiten,
nichtmenschliche Wahrnehmung über die Schnittstelle künstlerischer
Praxis und neuester Technologie zu kommunizieren. Durch interaktive
und nicht-interaktive Videoarbeiten, die generative und zeitbasierte
Techniken nutzen, entwickelt die Künstlerin mögliche Narrative
von Tieren, die durch den Klimawandel bedroht sind
Nonhuman
Agents in Arts & Culture
Der Folgeprogramm zu Nonhuman Subjectivities fand von Juni-
Dezember 2018 statt.
(Mehr Informationen)
1-
Armen Avanessian: Epilog. Materialismus und Realismus. Spekulative
Philosophie und Metaphy-sik für das 21. Jahrhundert, in: "Realismus
Jetzt", hrsg. v. Armen Avanessian, Berlin 2013, S. 8.
2-Haraway,
Donna J.: The Companion Species Manifesto. Dogs, People, and significant
otherness. Prickly paradigm Press, Chicago 2003, S. 50.
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