Kunst und Text II
Christian de Lutz - Ekphrasis

Vernissage: 28.9.2007, 20h
Ausstellung: 29.9.-28.10.2007, Fr 16-19h, Sa-So, 14-18h

Christian de Lutz: o.T. (damagestuff), 1998/ 2006, Inkjet-Druck auf Leinwand, 90 x 135 cm
Christian de Lutz: Globalfree, 1997/ 2005,
Inkjet-Druck auf Leinwand, 100 x 95cm
Christian de Lutz: Weather 3, 2004/ 2005,
Inkjet-Druck auf Leinwand, 100 x 145 cm

Christian de Lutz- Ekphrasis

Fotografie zwischen Malerei und Montage.

Christian de Lutz hat seit seinem Umzug nach Europa 1994 als Fotograf und Bildender Künstler gearbeitet, nachdem er sich Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre in New York mit Malerei und Video auseinandergesetzt hat. Dabei ist im Laufe der Jahre ein umfangreiches Fotoarchiv entstanden, aus dem de Lutz für die Entwürfe seiner aktuellen Bilder schöpft und welches er stetig weiterentwickelt. Die ursprünglich analogen Fotografien bearbeitet er mit digitalen Bildprogrammen, nimmt dabei Bildinformationen weg und fügt neue hinzu. In den letzten sieben Jahren arbeitet der Künstler verstärkt an der Schnittstelle von Bild und Text: Die digitale Montage von Fotobildern und Quelltexten oder algorithmischen Texten lassen seine Bilder zu einer palimpsestartigen Schichtung
bildhafter und literaler Zeichen werden.
Im Rahmen der Ausstellungsreihe „Kunst und Text“ präsentiert Art Laboratory Berlin nun im Herbst 2007 eine Auswahl der jüngst entstandenen Source Code Images.

Der Begriff Ekphrasis (griech., „Beschreibung“), zur Zeit der Antike noch als eine Beschreibung im weitesten Sinne bekannt, meint seit der Moderne eine literarische Visualisierungsstrategie in Form einer rhetorischen Beschreibung eines Kunstwerks. Darüber hinaus kann Ekphrasis auch als eine verbale Repräsentation einer visuellen Repräsentation verstanden werden, also als eine doppelte Vermittlung des Realen, als eine Abbildung des Abgebildeten.1 Christian de Lutz blickt mittels eben dieser ekphrastischen Bedeutung auf den vielfältigen Verweischarakter innerhalb seiner Source Code Bilder, in denen sich der collagierte Text oftmals als ironische Antwort auf das Bild erweist. Bereits die Verfremdung des fotografischen Urbildes in ein Scheingemälde kommt dem Moment einer Abbildung der Abbildung gleich.

Die in den letzten Jahren entstandene Serie Source Code Images (Quelltextbilder) basiert auf einer digitalen Collage von Text und Bild. Die entlehnten Textquellen beinhalten HTML- und Java-Texte, neuere Arbeiten operieren mit Exzerpten von Virus-Codes. Die Wörter und Sätze dieser Computersprachen, manchmal auch einzelne Zeichen, wurden ihrem ursprünglichen Kontext entzogen. In aktuellen Arbeiten gleichen sie oftmals dem Bereich der visuellen Poesie. Häufig kommt es bei dieser Korrelation von Bild und Text zu subtilen Metaphern oder indirekten Wortspielen. Nicht selten verweisen diese Fotobilder durch ihre Nähe zum Gemälde auf das traditionelle Medium der Malerei, welches sie damit in Frage stellen...

von Regine Rapp, aus dem Essay Christian de Lutz, Ekphrasis...

Mehr Info:
CHRISTIAN DE LUTZ: EKPHRASIS.
FOTOGRAFIE ZWISCHEN MALEREI UND MONTAGE.
Ein Essay von Regine Rapp

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